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Sitzungsübersicht
Sitzung
AK14: Motivation und Emotion
Zeit:
Freitag, 19.05.2023:
12:45 - 14:00

Chair der Sitzung: Jana Strahler, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Ort: 0.267

100 Plätze

Präsentationen

Wirken akute körperliche Aktivität und soziale Interaktion als Puffer gegen negative Emotionen?

Cäcilia Zehnder, Erika Marti, Marion Gasser, Sofia Anzeneder, Amie Wallmann-Jones, Valentin Benzing

Universität Bern, Schweiz

Zunehmend deuten Studien darauf hin, dass einmalige (akute) körperliche Aktivitäten als Puffer gegen negative Emotionen wirken und dass dieser Effekt durch die inhibitorische Kontrolle (Exekutive Funktionen) mediiert wird. Neben akuter körperlicher Aktivität konnten einzelne Studien zeigen, dass sich auch die soziale Interaktion positiv auf die inhibitorische Kontrolle auswirkt, was die Emotionsregulation begünstigen könnte. Allerdings liegen bisher noch keine Studien vor, welche sich systematisch mit dem Effekt akuter körperlicher Aktivität und sozialer Interaktion, sowie deren Interaktion auf die Emotionsregulation auseinandergesetzt haben. In einem 2x2 Within-Subject Design durchliefen 48 Frauen im Alter von 18-26 Jahren (M = 20.25, SD = 1.67) vier Experimentalbedingungen. Diese setzten sich systematisch aus körperlicher Aktivität (Exergame vs. Game im Sitzen) und sozialer Interaktion (zu zweit vs. allein) zusammen. Die inhibitorische Kontrolle wurden mittels Flanker Task (B. Erikson & C. Erikson, 1974) erfasst. Für die Induktion der negativen Emotion schauten die Teilnehmerinnen Ärger erregende Videos, welche sich in vorherigen Studien als wirksam erwiesen haben. Dabei füllten sie dreimal, d.h. nach dem (Exer-)Game, nach dem Ärger induzierenden Video und 5 Minuten nach dem Video, den Positive and Negative Affect Schedule aus. Eine ANOVA mit Messwiederholung ergab, dass der negative Affekt der Teilnehmerinnen unmittelbar nach dem Video deutlich erhöht war im Vergleich zu davor und 5 Minuten nach der Emotionsinduktion. Ausserdem war ihr positiver Affekt unmittelbar nach dem Exergame erhöht im Vergleich zu nach den inaktiven Bedingungen (η2p = .237). Allerdings zeigten sich hinsichtlich des positiven Affekts keine Interaktionseffekte der körperlichen Aktivität und sozialen Interaktion (η2p = .006). Im Hinblick auf den negativen Affekt wurden keine Unterschiede durch körperliche Aktivität, soziale Interaktion, noch durch deren Interaktion festgestellt (η2p = .016-.055). Pearson Korrelationen ergaben keine Zusammenhänge der inhibitorischen Kontrolle und dem positiven und negativen Affekt. Die Resultate zeigen, dass akute körperliche Aktivität den positiven Affekt kurzfristig steigert. Diese Wirkung ist jedoch nicht so nachhaltig, wie in vorherigen Studien angenommen, da die Unterschiede nach der negativen Emotionsinduktion nicht weiter aufrechterhalten bleiben. Entgegen unserer Annahme stehen der positive und negative Affekt nicht im Zusammenhang mit der inhibitorischen Kontrolle und werden nicht durch die soziale Interaktion beeinflusst. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass akute körperliche Aktivität selektiv den positiven Affekt erhöht. Die positive Wirkung scheint jedoch zu gering, um nachfolgende intensive negative Emotionen zu regulieren.



Auswirkungen eines manualisierten Bouldertrainings auf depressive Symptome und Wohlbefinden: Resilienz und Selbstwirksamkeit als mediierende Faktoren

Jana Strahler1, Simon Prokscha2, Manuel Hanke3

1Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Sport und Sportwissenschaft, Arbeitsbereich Sportpsychologie, Deutschland; 2Schön Klinik Roseneck Institut für Psychotherapie, Rosenheim, Deutschland; 3Universität Basel, Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit, Schweiz

Es gibt zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten für Depressionen wobei auch körperliche Aktivität mit einer Verringerung der depressiven Symptome und Verbesserung kognitiver Einschränkungen einhergeht, vor allem bei leichten bis mittelschweren Depressionen (Hemmeter et al., 2021; Singh et al, 2023). Bouldern (Klettern ohne Seil in Absprunghöhe) soll ebenfalls antidepressive Wirkungen haben (Luttenberger et al., 2015; Karg et al., 2020), aber die vermittelnden Mechanismen sind kaum verstanden. In dieser Studie sollten deshalb (1) die Effekte eines manualisierten Bouldertrainings auf depressive Symptome, Stress, Wohlbefinden und Konzentrationsfähigkeit sowie (2) Selbstwirksamkeit und Resilienz als Vermittler dieses Effekts untersucht werden.

Dreiundsechzig Erwachsene im Alter zwischen 19 und 59 Jahren (45 Frauen) mit leichten bis mittelschweren depressiven Symptomen nahmen an einem vierwöchigen manualisierten Bouldertraining teil (n=37 Intervention, n=27 Warteliste), wobei ein randomisiertes, switching-replications design verwendet wurde. Primäre Endpunkte waren Veränderungen von depressiven Symptomen (PHQ-9, ADS-L), Stress (PSS-10) und psychologischem Wohlbefinden (WHO-5). Untersuchte Mediatoren waren selbstberichtete Resilienz (RS-13) und Selbstwirksamkeit (SWE-10). Die Selbstauskünfte wurden vor und nach dem Bouldertraining sowie nach 4 und 8 Wochen erhoben. Die Konzentrationsleistung (d2-R) wurde vor und nach dem Training der Interventionsgruppe erhoben.

Zweiundfünfzig Proband:innen (n=29 Intervention, 36 Frauen) schlossen alle Studienverfahren ab. Im Vergleich zur Wartegruppe nahmen die depressiven und Stress-Symptome der Interventionsgruppe nach dem Training deutlich ab und das Wohlbefinden zu (Zeit*Gruppe Interaktion: pPHQ-9 < .001, ηp2 = 0.29, pADS-L < .001, ηp2 = 0.15, pWHO-5 < .001, ηp2 = 0.25, pPSS-10 < .001, ηp2 = 0.24). Über beide Gruppen hinweg führte das Bouldertraining zu einer Reduktion depressiver und Stress-Symptome sowie einem Anstieg des Wohlbefindens (zum Ausgangswert PHQ-9: -22.0%, ADS-L: -13.0%, PSS-10: -9.1%, WHO-5: +60.3%). Resilienz und Selbstwirksamkeit nahmen ebenfalls zu (7.8 bzw. 8.6%; Zeit*Gruppe Interaktion: pRS-13 = .001, ηp2 = 0.12, pSWE-10 < .001, ηp2 = 0.22). Die Auswirkungen der Boulder-Intervention auf die primären Outcomes wurden partiell durch die Veränderungen in der Resilienz und Selbstwirksamkeit mediiert. Die Konzentrationsleistung stieg übungsbedingt über die Messzeitpunkte an, ein Unterschied zwischen beiden Gruppen zeigte sich nicht.

Die vorgestellte Studie zeigt die positiven Auswirkungen eines reinen Bouldertrainings auf depressive und Stress-Symptome und das Wohlbefinden. Trotz ihres vorläufigen Charakters stützen die Ergebnisse dieser Studie den Einsatz des Boulderns zur Reduktion depressiver Symptome und Steigerung der Resilienz und Selbstwirksamkeit bei Personen mit leichten bis mittelschweren depressiven Symptomen. Ob diese sportliche Aktivität einen umfassenderen und wirksameren Ansatz für die Behandlung und Prävention von Depressionen bietet, muss weiter untersucht werden.

Registrierung: DRKS00015885 (Deutsches Register für Klinische Studien, Registrierungsdatum: 19. März 2019)



Stressbewältigungs-Apps: Eine systematische Suche und multidimensionale Bewertung von Qualität und deskriptiven Merkmalen

Sarah Paganini1, Evelyn Meier2, Yannik Terhorst3, Ramona Wurst1, Vivien Hohberg4, Dana Schultchen5, Harald Baumeister3, Jana Strahler1, Eva-Maria Messner3

1Arbeitsbereich Sportpsychologie, Institut für Sport und Sportwissenschaft, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland; 2Pädagogische Hochschule Freiburg; 3Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Institut für Psychologie und Pädagogik, Universität Ulm, Deutschland; 4Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit, Universität Basel, Schweiz; 5Abteilung für Klinische und Gesundheitspsychologie, Institut für Psychologie und Pädagogik, Universität Ulm, Deutschland

Insbesondere für Athlet*innen, die auf den Abruf von Höchstleistungen angewiesen sind (Moen et al., 2019) stellt chronischer Stress ein Risikofaktor für das körperliche und psychische Wohlbefinden dar. Neben den hohen körperlichen Belastungen durch das Training sind auch Wettkampfsituationen oder die Veränderung von Umweltbedingungen (wie z.B. die COVID-19-Pandemie) Stressoren, für die es Bewältigungsstrategien bedarf (Szczypińska et al., 2021, Mellalieu et al., 2006, Ericsson et al., 1993). Interventionen zur Stressbewältigung haben sich als wirksam bei der Verringerung von Stress und/oder anderen (psychischen) Belastungen erwiesen (Richardson & Rothstein, 2008; Regehr et al., 2013), wobei Stressbewältigungs-Apps (SBA) dazu beitragen könnten, erlernte Strategien in den Alltag zu übertragen.

Das Ziel dieser Übersichtsarbeit ist es, einen umfassenden Überblick über die Qualität und die Merkmale von SBA zu geben, um potenziellen Nutzer*innen, aber auch Fachpersonal aus dem Gesundheitswesen oder Trainer*innen eine Orientierung bei der Suche und Empfehlung von SBA zu geben.

SBA wurden durch eine systematische Suche im europäischen Google Play Store und Apple App Store identifiziert. Die SBA wurden gescreent und auf verschiedene Einschlusskriterien hin überprüft. Die allgemeinen Merkmale und die Qualität der SBA wurden für jede App von zwei unabhängigen Personen anhand der German Mobile Application Rating Scale (MARS-G, Messner et al., 2020) auf verschiedenen Dimensionen (Engagement, Funktionalität, Ästhetik, Information; range: 1 bis 5) bewertet. Zusätzlich wurden theoriebasierte Stressbewältigungsstrategien, Evidenzbasierung und die langfristige Verfügbarkeit der SBA überprüft.

Von 5.650 identifizierten Apps wurden 121 SBA eingeschlossen. Häufig eingesetzte Strategien waren Psychoedukation, Atemtechniken, Achtsamkeit sowie Monitoring- und Erinnerungsfunktionen. Körperliche Aktivität bzw. Sportübungen waren in 31% der Apps enthalten. 92% aller SBA enthielten eine Einverständniserklärung, 41% der Apps erforderten eine aktive Zustimmung. Die Weitergabe von Daten an Dritte wurde in 28% aller SBA offengelegt. Die durchschnittliche Qualität der einbezogenen Apps lag über dem Cut-off-Wert 3,5 (M = 3,59, SD = 0,50). Für elf SBA (9,2%) konnte eine Evidenzbasierung identifiziert werden, die auf signifikante Gruppenunterschiede in mehreren Variablen (z.B. Stress oder depressive Symptome) zugunsten der SBA hinweisen. 38% der Apps waren nach einem Zeitraum von ca. zwei Jahren nicht mehr verfügbar.

Insbesondere die moderate Informationsqualität, die spärliche Evidenzbasierung, die Einschränkungen bei der Datensicherheit sowie die hohe Volatilität der SBA stellen für die Nutzer*innen und Fachpersonal aus dem Sport oder Gesundheitswesen, aber auch für Forschende eine Herausforderung dar. Aufgrund der vielversprechenden Ergebnisse hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und ihrer Skalierbarkeit haben SBA jedoch ein hohes Potenzial, viele Personen zu erreichen und zur Stressbewältigung im Alltag, aber auch im Leistungssport, beizutragen.



Clarifying the definitions, components, and operationalizations of effort in psychology and sport science. A scoping review

Hannah Pauly1, Svenja Anna Wolf2, Dennis Dreiskämper1, Bernd Strauss1

1WWU Münster, Germany; 2Florida State University, USA

Effort is an important underlying construct for sports performance, especially during goal-striving processes (Marcora, 2009; Staiano et al., 2018). Moreover, effort is a well-validated factor influencing performance (Richter et al., 2016). Many theories in the field of motivation involve effort (e.g., TCTSA; Jones et al., 2009) however, there is no coherent knowledge about what effort actually is, and which components make up effort. Despite the missing declaration of effort, many different operationalizations are explaining different components of effort (e.g., tolerance to effort; Carlier & Delevoye-Turrell, 2022, effort mobilization; Brehm & Self, 1989), but again no systematic analysis of these operationalizations exists. Assumptions such as that the more effort an athlete is able to mobilize, the closer the athlete reaches its full maximal possible performance potential, can only be investigated if we first extend and validate the understanding of effort and second adapt the effort operationalizations accordingly. Accordingly, the purpose of this research is to clarify how effort can be (a) defined and conceptualized and (b) operationalized by the usage of a scoping review.

The preregistered scoping review (https://osf.io/yzm83/?view_only=1fcc88d4152648609a39f3c4321d20f5) is written in line with the JBI methodology (Peters et al. 2015) and the PRISMA-ScR checklist (Tricco et al., 2018). In six databases, namely, Web of Science, PubMed, Scopus, PsycINFO, PsychArticle, and SPORTDiscus, 34835 potentially relevant articles (14155 duplicates) were found. Two raters identified 1980 articles based on title and abstract screening according to predefined eligibility criteria. Currently, we are in the process of the full-text screening where the identified articles will be screened according to the same criteria as in the title and abstract screening.

Subsequently, the research team will synthesize the included articles by focusing on definitions, and key aspects of effort by conducting a qualitative content analysis (Levick et al., 2019). Afterwards, we will synthesize the data by mapping the operationalizations of effort to evaluate across studies.

Based upon this we will discuss inconsistencies as well as overlaps in defining and operationalizing effort, which will allow to extend and adapt the definitions and operationalization of effort for sports performance more adequately. The knowledge about the operationalization and conceptualization of effort will allow to better investigate the above-described theories or effort-related links, which may facilitate to explain performance and underlying mechanisms more in-depth.



Promoting the Concept of Meaning in Sport Psychology

Violetta Oblinger-Peters1, Noora Johanna Ronkainen1, Kristoffer Henriksen2

1Institute of Sport Science, University of Bern; 2Institute of Sport Science and Clinical Biomechanics, University of Southern Denmark

Lately, sport organizations world-wide have become attuned to the need to focus on athletes’ mental health and well-being. To attend to these demands on a theoretical and practical level, sport psychology has adopted a variety of theoretical perspectives on mental health and well-being in the context of performance sport (e.g., eudaimonic and hedonic perspectives, models of global or sport-specific well-being, continuum or stage models of mental health; for an overview see Lundqvist & Andersson, 2021). Interestingly, however, a “flagship indicator of wellbeing” (Steger et al., 2013, p. 159), namely meaning in life, has thus far been neglected in these research efforts. The under-exploration of the concept of meaning is unfortunate since accumulating evidence in neighboring disciplines (e.g., counselling psychology) testifies to its potential in the promotion of people’s overall well-being and mental health (Steger, 2022; Vos & Vitali, 2018). What is more, the emergent scholarship within the area of sport psychology on this topic (Nesti, 2004; Ronkainen et al., 2015; Ronkainen & Nesti, 2019) indicates that the notion of existential meaning becomes especially helpful when seeking to understand how athletes experience moments of personal struggle (e.g., career transitions and critical moments such as injuries or athletic retirement). Accounts of these difficult moments often mention a sense of disorientation and void, suggesting that athletes might be suffering an existential crisis in which they judge their life as "frustratingly empty, pointless and lacking meaning” (Schnell, 2009, p. 483). While this emphasizes the relevance of meaning in the context of performance sport, the structure of this concept is much debated. The difficulty in conceptualization the nature of meaning and researching the construct empirically has been discussed extensively in the fields of philosophy and psychology. The theorization has led to several models that converge in the idea that the experience of meaning(fulness) encompasses distinguishable facets, namely a sense of significance, coherence, purpose/ orientation (Martella & Steger, 2016) and belonging (Schnell, 2009). The presentation will discuss how leading into the future, sport psychology should contribute to advance our theoretical understanding of the concept of meaning and its place in sport performance, develop more (sport) specific instruments for its measurement, and tailor interventions for athlete clients centered on their experiences of meaning. In doing so, the abstract but valuable concept could be made tangible for applied sport psychology work.