Veranstaltungsprogramm

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Sitzungsübersicht
Ort: V 7.01
164 Plätze
Datum: Donnerstag, 18.05.2023
15:15 - 16:45AK03: Emotionen und Emotionsregulation im sozialen Kontext Sport
Ort: V 7.01
Chair der Sitzung: Sascha Leisterer, Universität Leipzig
Chair der Sitzung: Svenja A. Wolf, Florida State University
 

Emotionen und Emotionsregulation im sozialen Kontext Sport

Chair(s): Sascha Leisterer (Universität Leipzig, Deutschland), Svenja A. Wolf (Florida State University)

Ziel dieses Symposiums ist es, ausgewählte Forschungsschwerpunkte zu Aspekten der Entstehung, dem Erleben, des Ausdrucks und der Regulation von Emotionen im sozialen Kontext Sport darzustellen und die Wechselwirkung zwischen intra- und interpersonalen Mechanismen und ihren Effekten zu thematisieren. Zur Untersuchung der Funktionalität von Emotionen im Kontext des Sports ist es notwendig, die Emotionsregulation als flexibel einsetzbare Fähigkeit zu betrachten (Kobylińska & Kusev, 2019), die das Entstehen, den Ausdruck, das Erleben sowie die intra- und interindividuelle Regulation berücksichtigt und in Abgleich mit unterschiedlichen Situationen aus dem Individual- sowie Mannschaftssport stellt (Ruiz & Robazza, 2020; Tamminen et al., 2019). Erstens fokussiert Sascha Leisterer in seinem Beitrag „Determinanten der intraindividuellen Emotionsregulation für die soziale Emotion Stolz“ die Regulation der sozialen Emotion Stolz auf intraindividueller Ebene. Zweitens betrachtet Lea Boecker mit dem Beitrag „Soziale Vergleiche als Determinanten sozialer Emotionen und ihrer Verhaltensderivate“ den Aspekt der intraindividuellen Regulation sozialer Emotionen im sozialen Vergleich. Drittens untersucht Julian Fritsch den Aspekt der interindividuellen Emotionserkennung und -regulation am Beispiel Tennis mit dem Beitrag „Eine Untersuchung zur Rolle der empfundenen Sicherheit bei der Erkennung von affektiven Zuständen im Tennis“. Viertens zeigt Svenja A. Wolf die Effekte kollektiv erlebter Emotionen anhand ihres Beitrags „Vereint in Freud und Leid? Die Zusammenhänge zwischen kollektiven Emotionen unterschiedlicher Valenz und Indikatoren der Mannschaftsgeschlossenheit“ auf. Fünftens analysiert Vanessa Wergin das Phänomen des team collapse mit dem Schwerpunkt der intra- und interindividuellen Emotionsregulation in ihrem Beitrag „Like Emotional Zombies – Individuelle und interpersonelle Emotionsregulation in Teameinbruchsituationen“. Die fünf Vorträge werfen verschiedene Schlaglichter auf das Thema Emotionen und ihre intra- und interindividuelle Regulation im Sport, die in einer abschließenden Gesamtdiskussion zusammengefasst werden. Darauf aufbauend können gezielt mögliche zukünftige Forschungsansätze bezüglich Emotionen und Emotionsregulation im sozialen Kontext Sport benannt und diskutiert werden.

 

Beiträge des Arbeitskreises

 

Determinanten der intraindividuellen Emotionsregulation für die soziale Emotion Stolz

Sascha Leisterer, Enno Winkler
Universität Leipzig

Das Erleben der Emotion Stolz – ein positives Erleben, das auf eine persönliche Erfolgszuschreibung bezogen wird – erscheint eng verbunden mit Leistungssituationen im Sport. Jedoch kann dieses Stolzerleben in die eher funktionale Emotion Stolz und die eher dysfunktionale Emotion Hochmut unterteilt werden (Tracy & Robins, 2007), wobei unklar ist, welche Zusammenhänge zwischen Stolz und Hochmut mit individuellen Dispositionen und persönlichen Erfolgszuschreibungen im Sport bestehen. Individuelle Dispositionen können auf die semantische Differenzierung zwischen Stolz als positives Erfolgserleben und Hochmut als positives Gefühl hinsichtlich eines Dominanzstrebens zurückgeführt werden, die Parallelen zu den Beschreibungen der impliziten Motive nach Leistung und Macht zeigen (Wegner, 2020). Außerdem können persönliche internal-variable Erfolgszuschreibungen folglich mit dem Erleben von Stolz und internal-stabile Attributionen in ihrer Folge mit Hochmut assoziiert werden. Attributionsstile korrelieren jedoch auch mit den Motivkomponenten Hoffnung und Furcht (Schüler & Elbe, 2020). Da Stolz gerade für den Sport als funktionale Emotion betrachtet werden kann (Sabiston et al., 2020), ergibt sich die Zielstellung, Sportler:innen eine bessere Regulierung von Stolz und Hochmut zu ermöglichen. Dabei sollte auf individuelle Determinanten – Persönlichkeitsmerkmale und individuelle Faktoren – geachtet werden (Kobylińska & Kusev, 2020), wofür zunächst Zusammenhänge zwischen den Emotionen Stolz und Hochmut mit der individuellen impliziten Motivorientierung, den Motivkomponenten und den Attributionsstilen identifiziert werden. In einer laufenden querschnittlichen Befragung mit aktuell N = 11 Freizeitsportler:innen (davon zehn weibliche, eine männliche Person; angestrebt sind N = 25) werden Stolz und Hochmut, implizite Motive, Motivkomponenten und Attributionsstile mittels der Pride Scale (Tracy & Robins, 2007), der Picture Story Exercise (Winter, 1994), des Multi-Motiv-Gitters (Schmalt et al., 2000) sowie des Attributional Scale Questionnaire (Peterson et al., 1982) erfasst, um die Zusammenhänge zwischen Stolz und Hochmut mit den individuellen Determinanten mit bivariaten Pearson-Korrelationsanalysen zu explorieren. Erste Ergebnisse zeigen ausschließlich negative Zusammenhänge für Stolz mit den Motivkomponenten Furcht vor Misserfolg (r = -.78, p = .008, CI95%[-.94; -.26]) und Furcht vor Kontrollverlust (r = -.70, p = .035, CI95%[-.93; -.03]). Demgegenüber stehen Korrelationen von Hochmut mit Hoffnung auf Erfolg (r = .75, p = .020, CI95%[.12; .94]), Hoffnung auf Kontrolle (r = .86, p = .003, CI95%[.41; .97]), internal-variabler Kausalattribution (r = -.76, p = .017, CI95%[-.94; -.16]) sowie den impliziten Motiven Macht (r = .76, p = .017, CI95%[.15; .94]) und Leistung (r = .81, p = .009, CI95%[.26; .95]). Demnach können Stolz und Hochmut als möglicherweise distinkte funktionale Emotionen im Sport diskutiert werden. Während Stolz eher mit einer für den Sport wichtigen Limitierung von Furchtkomponenten einhergeht, erscheint Hochmut mit einer weniger beeinflussbaren persönlichen Erfolgsüberzeugung assoziiert zu sein. Zukünftige Studien sollten demnach verstärkt die Funktion der Motivkomponenten zur Beeinflussung von Stolz und Hochmut sowie das Bedingungsgefüge zwischen einer internal-variablen Kausalattribution und Hochmut erörtern.

 

Soziale Vergleiche als Determinanten sozialer Emotionen und ihrer Verhaltensderivate

Lea Boecker
Leuphana Universität Lüneburg

Wenn wir mit den Erfolgen und Misserfolgen anderer Personen konfrontiert werden, reichen unsere Emotionen von emphatisch (Mitfreude, Mitleid) zu nicht-emphatisch (Neid, Schadenfreude) und unser Verhalten von prosozial (Belohnung) bis zu antisozial (Bestrafung). Diese Emotionen spielen auch im Sport eine große Rolle (Boecker, 2019). Neun Experimente (N = 1,827) deuten darauf hin, dass diese Reaktionen auf sozialen Vergleichsprozessen beruhen und Personen aversiv auf Ungleichheit reagieren (Boecker et al., 2022). In allen Experimenten spielten die Teilnehmenden eine Lotterie, bei der sie verschiedene Geldbeträge gewinnen oder verlieren konnten. Wir präsentierten den Teilnehmenden die Lotterieergebnisse (Gewinn versus Verlust) anderer Personen und variierten die Vergleichsrichtung: Die anderen Personen schnitten auf der Vergleichsdimension (Startgeld oder kognitive Fähigkeiten) vor der Lotterie entweder niedriger ab (Abwärtsvergleich), gleich (Lateralvergleich) oder höher (Aufwärtsvergleich). Wir erfassten Emotionen bezogen auf die Lotterieergebnisse und in zwei Experimenten gaben wir den Teilnehmenden zusätzlich die Möglichkeit, den anderen Personen Geld (Experiment 5) oder Lotterielose (Experiment 6) zu geben oder weg zu nehmen. Über die Experimente hinweg, verstärkten Aufwärtsvergleiche Neid und Schadenfreude und Abwärtsvergleiche Mitleid und Mitfreude. Wenn die Relevanz der Vergleichspersonen (Experiment 4a) oder der Vergleichsdomäne (Experiment 4b) gering war oder wenn die Teilnehmenden keinen eigenen Referenzpunkt für den Vergleich hatten (Experiment 4c), wurde der Effekt der Vergleichsrichtung abgeschwächt. Die Emotionen sagten ebenfalls vorher, wie prosozial man sich verhielt. Neid und Schadenfreude sagten weniger, Mitfreude und Mitleid dagegen mehr prosoziales Verhalten vorher. Die vier Emotionen erklärten außerdem als parallele Mediatoren in einem Mediationsmodell den Effekt sozialer Vergleiche (UV) auf prosoziales Veralte (AV; Geld/ Lotterietickets zuteilten). Die Ergebnisse ließen sich auch in Leistungsdomänen finden, in denen Statusunterschiede nicht auf Glück, sondern auf Talent und Anstrengung beruhten und lassen sich deshalb auch auf die Sportdomäne übertragen. Die Ergebnisse deuten an, dass die negativ erlebten Emotionen Neid und Mitleid dann stark erlebt werden, wenn sich die Ungleichheit zwischen einem selbst und der anderen Person verstärkt, und die positiv erlebten Emotionen Schadenfreude und Mitfreude, wenn sie reduziert wird Goetz & Peng, 2019; Royzman & Rozin, 2006). Ich integrieren die Ergebnisse in einem Sozialen Vergleichsmodell und diskutiere Implikationen für soziale Vergleiche und Emotionen im Sport.

 

Eine Untersuchung zur Rolle der empfundenen Sicherheit bei der Erkennung affektiver Zustände im Tennis

Julian Fritsch1, Kirstin Seiler2, Matthias Wagner2, Chris Englert3, Darko Jekauc1
1Karlsruher Institut für Technologie, 2Universität der Bundeswehr München, 3Goethe-Universität Frankfurt

Die Teilnahme an sportlichen Wettkämpfen löst häufig verschiedene emotionale Reaktionen aus, die sich u.a. im nonverbalen Verhalten der Sporttreibenden widerspiegeln (Furley & Schweizer, 2020). Eine methodische Herangehensweise, um die Rolle emotionaler Reaktionen im Sport zu erforschen, ist es, Versuchspersonen Videosequenzen sportlicher Wettkämpfe zu präsentieren und diese zu instruieren, anhand des nonverbalen Verhaltens der dargestellten Sporttreibenden, eine Einschätzung dazu zu geben, ob der vorherige Punkt gewonnen oder verloren wurde. Im Tennis konnte mit diesem Ansatz zum Beispiel gezeigt werden, dass der negative affektive Zustand nach einem verlorenen Ballwechsel eher erkannt wird als der positive affektive Zustand nach einem gewonnenen Ballwechsel (Fritsch et al., 2022). Um ein besseres Verständnis davon zu bekommen, wie die Personen, die das Video betrachten, zu ihrem Urteil kommen, wurde in der vorliegenden Studie die Rolle der empfundenen Sicherheit in die eigene Entscheidung als dabei ein zugrundeliegender Prozess untersucht. Die konkreten Fragestellungen lauteten, ob (a) der Punktausgang des Ballwechsels mit der empfundenen Sicherheit zusammenhängt, (b) die empfundene Sicherheit mit dem Urteil (d. h., Entscheidung ob Punkt gewonnen oder verloren wurde) zusammenhängt, und (c) die empfundene Sicherheit die Korrektheit der Antworten beeinflusst. Um diese Fragestellungen zu beantworten, wurden 269 Personen (116 weiblich; M = 30.51 Jahre) jeweils 60 Videos à drei Sekunden präsentiert, in denen das nonverbale Verhalten von Tennisspielenden direkt nach Punktende zu sehen war. Dabei sollten die Personen nach jedem gesehenen Video ein Urteil dazu abgeben, ob der vorausgehende Ballwechsel gewonnen oder verloren wurde und wie sicher sie sich bei der Einschätzung ihrer Antwort waren (1 = „gar nicht sicher“ bis 7 = „sehr sicher“). Hinsichtlich der ersten Fragestellung zeigte sich, dass Personen bei der Betrachtung von verlorenen Punkten (M = 5.02; SD = 1.69) eine etwas höhere empfundene Sicherheit als bei der Betrachtung von gewonnenen Punkten (M = 4.87; SD = 1.70) aufweisen (b = 0.15, t (1) = 6.32, p <. 01, d = 0.09). In Bezug auf die zweite Fragestellung ist festzustellen, dass die empfundene Sicherheit nicht mit der Antwort zusammenhängt, ob der Punkt gewonnen oder verloren wurde (OR = 0.99, χ2 (1) = 2.56, p = .11). Zuletzt konnte hinsichtlich der dritten Fragestellung festgestellt werden, dass eine höhere empfundene Sicherheit einen positiven Einfluss auf die Korrektheit der Antworten hatte (OR = 1.24, χ2 (1) = 489,29, p <.01). Die Ergebnisse legen nahe, dass die höher empfundene Sicherheit bei verlorenen Punkten eine mögliche Erklärung dafür bietet, dass diese besser als gewonnen Punkte erkannt werden.

 

Vereint in Freud und Leid? Die Zusammenhänge zwischen kollektiven Emotionen unterschiedlicher Valenz und Indikatoren der Mannschaftsgeschlossenheit

Svenja A. Wolf1, David Eccles1, Vanessa Wergin2
1Florida State University, 2The University of Queensland

Mannschaften bestehen zumeist, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Deshalb bewerten wir sie auch zumeist auf Basis ihrer Leistung und weniger auf Basis ihrer sozialen Qualitäten. Die soziale Geschlossenheit einer Mannschaft kann aber entscheidend zum Mannschaftserfolg beitragen und zusätzlich Mitgliederbindung, -freude und -adhärenz steigern (Knight & Eisenkraft, 2015; Spink et al., 2015). Um Mannschaftsgeschlossenheit zu fördern können diverse, mehr oder weniger komplizierte und zeitintensive Maßnahmen angewandt werden (Martin et al., 2009). Eine alternative und möglicherweise effizientere Fördermaßnahme könnte in der Erfahrung kollektiver Emotionen innerhalb der Mannschaft liegen (d.h., Mannschaftsmitglieder erleben ähnliche Emotionen) da höhere kollektive Emotionen mit stärkerer Mannschaftsgeschlossenheit (d.h. Bindung der Mitglieder an die Mannschaft und Zusammenhalt der Mannschaft als Ganzes) in Beziehung stehen (Tamminen et al., 2016; Zumeta et al., 2016). Allerdings stellt sich die Frage, ob dies für kollektive Emotionen aller Valenz, z. B., angenehme Freude über einen Sieg als auch unangenehme Frustration über eine Niederlage, gilt (Knight & Eisenkraft, 2015). Außerdem kann Mannschaftsgeschlossenheit auf diverse Arten definiert werde, auf Mannschafts- vs. Mitgliederebene, affektiv, kognitiv und behavioral. Vorläufige Fragebogenantworten (Blanchard et al., 2020; Bruner & Benson, 2018; Eys et al., 2007; Jones et al., 2005; Scanlan et al., 2016) von 66 Mannschaftssporter:innen vor und nach einem Spiel zeigen, dass wahrgenommene kollektive Emotionen, über Ebenen und Ausprägungen hinweg, 9% bis 39% der Varianz in der wahrgenommenen Mannschaftsgeschlossenheit aufklären. Während höhere angenehme kollektive Emotionen mit stärkerer Geschlossenheit in Beziehung stehen, zeigen unangenehme kollektive Emotionen keine Verbindung zu Geschlossenheit. Allerdings ist es die seitens der Sportler:innen wahrgenommene emotionale Ähnlichkeit innerhalb ihrer Mannschaft (unabhängig von Valenz), welche den stärksten positiven Zusammenhang mit Mannschaftsgeschlossenheit hat. Auch besteht ein positiver Zusammenhang von kollektiven Emotionen mit Geschlossenheitsindikatoren auf allen Ebenen und in allen Ausprägungen. Das heißt, vorläufig können wir schließen, dass die Erfahrung von höherer emotionaler Ähnlichkeit innerhalb einer Mannschaft mit stärker wahrgenommener Mannschaftsgeschlossenheit in Beziehung steht und dass es dabei kaum eine Rolle spielt ob die Emotionen angenehm oder unangenehm sind. Vielmehr scheint es darauf anzukommen, dass die Mannschaftmitglieder wahrnehmen, dass sie ähnlich fühlen. Dies könnte sie darauf hinweisen, dass ihre Mannschaftskamerad:innen die Situation ähnlich (wichtig) bewerten (Lazarus, 1999) oder ihnen als Anlass zur sozialen Kategorisierung dienen (Livingstone et al., 2011). Sollte dies so sein ist es entscheidend, dass Mannschaftsmitglieder ihre Emotionen auch ausdrücken und miteinander teilen um von den möglicherweise vorteilhaften Effekte höher wahrgenommener Geschlossenheit in Freud und Leid zu profitieren.

 

“Like Emotional Zombies” – Individuelle und interpersonelle Emotionsregulation in Teameinbruchsituationen

Vanessa Wergin1, Shane Pasco2, Cliff Mallett2, Svenja A. Wolf3
1The University of Queensland & Technische Universität München, 2The University of Queensland, 3Florida State University

Das Erleben eines kollektiven Leistungseinbruchs oder „Teameinbruchs“, führt in der Regel zum Verlust des Spiels für die entsprechende Sportmannschaft (Wergin et al., 2018). Während der Beginn eines Teameinbruchs durch ein kritisches Event gekennzeichnet ist, wie beispielsweise vermehrte Eigenfehler, punkten des Gegners oder eine Spielunterbrechung, spielen insbesondere leistungsmindernde Emotionen, die weiteren Fehler verursachen, eine Rolle bei der Aufrechterhaltung des Teameinbruchs (Wergin et al., 2019, 2022). Diese Emotionen können sowohl individuell erlebt als auch zwischen Teammitgliedern übertragen werden (Wergin et al., 2018). Folglich stellt sich die Frage inwiefern individuelle und interpersonelle Emotionsregulation beeinflussen, ob sich in einer Mannschaft nach einem kritischen Event einen Teameinbruch entwickelt und aufrechterhalten wird oder nicht.

Um diese Fragestellung zu beantworten, führten wir 5 Fokusgruppen mit insgesamt N1 = 40 Athlet*innen 5 verschiedener Sportmannschaften aus den Bereichen Fußball, Handball, Volleyball, und Cricket durch. Mit Hilfe von „Video-Assisted-Recall“ wurden die Sportmannschaften mit jeweils einer ihrer vergangenen Spielsituationen konfrontiert, in welcher sie ein kritisches Event, gefolgt von einem Teameinbruch erlebten, sowie mit einer Situation, in welcher auf ein kritisches Event kein Einbruch folgte. Die Teams wurden zu ihren erlebten Emotionen sowie zu individuellen und interpersonellen Emotionsregulationsstrategien in beiden Situationen befragt. Zusätzlich wurden die gleichen Videosequenzen von N2 = 5 unabhängigen Expert*innen in den jeweils gleichen Sportarten mittels eines Beobachterfragebogens hinsichtlich Interaktionen zwischen den Spieler*innen auf dem Feld beurteilt.

Qualitative Analysen basierend auf einem sozial-konstruktivistischen Paradigma (Kim, 2001) zeigten, dass Teams, die nach einem kritischen Event einen Teameinbruch erlebten, weniger untereinander interagierten als Teams, die nach einem Event keinen Einbruch erlebten, und ihre Emotionen entweder unterdrückten oder leistungsmindernde Emotionen zum Ausdruck brachten. Der Ausdruck dieser Emotionen (z.B. durch gegenseitige Schuldzuweisungen) führte zu einer negativen Atmosphäre in der Mannschaft. Wenn Emotionsregulationsstrategien angewendet wurden, wurden diese in Teameinbruchsituationen als weniger effektiv beschrieben. Einige Mannschaften berichteten zudem von einer erlebten emotionalen Leere oder auch „emotionalen Zombies auf dem Spielfeld“ und einem mangelnden Bewusstsein für eigene Emotionen sowie für die von Mitspieler*innen in Teameinbruchsituationen.

Individuelle wie auch interpersonelle Emotionsregulation scheinen den Verlauf eines Teameinbruchs als Folge eines kritischen Events maßgeblich beeinflussen. Zudem wird die Wichtigkeit eines bewussten Wahrnehmens von eigenen Emotionen und Emotionen anderer in schwierigen Spielsituationen nach dem Erleben eines kritischen Events verdeutlicht. Da insbesondere der Umgang mit erlebten Emotionen für den weiteren Verlauf des Spiels entscheidend zu sein scheint, sollte die gezielte Anwendung von individueller und interpersoneller Emotionsregulationsstrategien in Teambeinbruchsituationen in Betracht gezogen werden. Weitere praktische Implikationen und Ansatzpunkte zukünftiger Forschung werden diskutiert.

 
18:00 - 20:00asp Mitgliederversammlung
Ort: V 7.01

Datum: Freitag, 19.05.2023
14:30 - 15:30AK16: Die Bedeutung der Sportpsychologie in der universitären Lehramtsausbildung
Ort: V 7.01
Chair der Sitzung: Barbara Halberschmidt, Universität Münster
Chair der Sitzung: Anne-Marie Elbe, Universität Leipzig
 

Die Bedeutung der Sportpsychologie in der universitären Lehramtsausbildung

Chair(s): Barbara Halberschmidt (WWU Münster, Deutschland), Anne-Marie Elbe (Universität Leipzig, Deutschland), Babett Lobinger (Deutsche Sporthochschule Köln, Deutschland)

AK: Die Bedeutung der Sportpsychologie in der universitären Lehramtsausbildung
Chair: Barbara Halberschmidt, Anne-Marie Elbe, Babett Lobinger
Schulsport gehört traditionell zu den Anwendungsfeldern der Sportpsychologie. Sportpsychologische Lehre ist integraler Bestandteil der universitären Ausbildung von Sportlehrkräften. Dennoch gibt es bisher keine Übersicht darüber, welche Inhalte gelehrt werden, wie die Vermittlung von Inhalten erfolgt und welche didaktischen Mittel dabei eingesetzt werden. Dieser Arbeitskreis möchte einen ersten Schritt hin zu einem systematischen, regelmäßigen Austausch initiieren.
Dieser integrative Arbeitskreis möchte das Thema aufgreifen und gemeinsam mit interessierten Kolleg:innen diskutieren. Einleitend werden dazu die Ergebnisse einer Umfrage präsentiert, die im Dezember 2022 mit allen auf der Homepage der asp gelisteten sportpsychologischen Lehrstühle durchgeführt wurde und zum Ziel hatte, einen Überblick über den Status Quo der Vermittlung von sportpsychologischen Inhalten im universitären Kontext von Lehramtsstudiengängen zu erlangen. Von 34 angeschriebenen Lehrstühlen, die sportpsychologische Inhalte in der Lehramtsausbildung integriert haben, haben 22 Lehrstuhlinhabende geantwortet. Die Vermittlung der sportpsychologischen Inhalte findet demnach überwiegend in Vorlesungen und Seminaren statt, von denen alle eine E-Learning Plattform als Unterstützung einsetzen (n=15). Diese Plattformen dienen dem Hochladen von Materialien wie Präsentationen, verschiedenen Publikationsformen, Skripten, Grundlagen (E-) Büchern und Studien. Prüfungsleistungen werden überwiegend in Form von Klausuren, mündlichen Prüfungen und Hausarbeiten abgenommen. Bei Studienleistungen kommen überwiegend Klausuren, Referate und Seminararbeiten zum Tragen. Die Vermittlung der sportpsychologischen Themen findet meist als Vortrag (frontal), Gruppenarbeiten, Partnerarbeiten, Einzelarbeiten, Präsentationen und bei Diskussionen statt. 14 Lehrstuhlinhabende gaben in der Befragung an, dass sie sich einen regelmäßigen Austausch zu Lehre, bspw. bei asp Tagungen oder online wünschen und sich auch eine Implementation einer Lehr-Lern-Plattform gut vorstellen könnten.
Basierend auf dieser Einleitung können folgende Fragen diskussionsleitend sein: Wie werden sportpsychologische Inhalte vermittelt? Welche Prüfungsformen werden eingesetzt, welche Unterrichts- bzw. Lehrformate gibt es? Welche sportpsychologischen Inhalte sind für die Ausbildung von angehenden Lehrkräften an spezif. Schulformen wichtig? Welchen Einfluss hat die angestrebte Schulform auf die Inhalte und die Vermittlungsmethoden? Wäre es sinnvoll, einen gemeinsamen Literaturkanon in der Lehramtsausbildung anzustreben?
Zielstellung des AKs soll weiterhin sein, zu eruieren, ob ein regelmäßiger Austausch über sportpsychologische Lehre im Rahmen z. B. der asp Tagung implementiert werden sollte bzw. ob regelmäßige Fortbildungen zu diesem Thema für Sportpsycholog: innen gewinnbringend sein könnten? Ferner soll diskutiert werden, ob die Einrichtung einer interaktiven Lernplattform sinnvoll und für den gemeinsamen Austausch förderlich sein könnte.

 

Beiträge des Arbeitskreises

 

Sportpsychologie an der Universität Münster

Barbara Halberschmidt
WWU Münster

Als weitere Grundlage der angezielten Diskussion werden in diesem AK drei Beispiele der sportpsychologischen Lehrinhalte für Lehramtsstudierende vorgestellt. Ziel ist es hier die konkreten Lehrinhalte bzw. die Seminar- bzw. Vorlesungsstruktur an den Standorten Münster, Leipzig und Köln vorzustellen, um darauf aufbauend in eine vertiefende Diskussion zu gelangen.

Beispiel 1: Sportpsychologie an der Universität Münster

Sollte die Diskussion ergeben, dass weitere Standorte an einem Austausch interessiert sind, können bei künftigen asp Tagungen diese ihren Standort vorstellen.

 

Sportpsychologie an der Universität Leipzig

Anne-Marie Elbe
Universität Leipzig

Als weitere Grundlage der angezielten Diskussion werden in diesem AK drei Beispiele der sportpsychologischen Lehrinhalte für Lehramtsstudierende vorgestellt. Ziel ist es hier die konkreten Lehrinhalte bzw. die Seminar- bzw. Vorlesungsstruktur an den Standorten Münster, Leipzig und Köln vorzustellen, um darauf aufbauend in eine vertiefende Diskussion zu gelangen.

Beispiel 2: Sportpsychologie an der Universität Leipzig

Sollte die Diskussion ergeben, dass weitere Standorte an einem Austausch interessiert sind, können bei künftigen asp Tagungen diese ihren Standort vorstellen.

 

Sportpsychologie an der DSHS Köln

Babett Lobinger
Deutsche Sporthochschule Köln

Als weitere Grundlage der angezielten Diskussion werden in diesem AK drei Beispiele der sportpsychologischen Lehrinhalte für Lehramtsstudierende vorgestellt. Ziel ist es hier die konkreten Lehrinhalte bzw. die Seminar- bzw. Vorlesungsstruktur an den Standorten Münster, Leipzig und Köln vorzustellen,um darauf aufbauend in eine vertiefende Diskussion zu gelangen.

Beispiel 3: Sportpsychologie an der DSHS Köln

Sollte die Diskussion ergeben, dass weitere Standorte an einem Austausch interessiert sind, können bei künftigen asp Tagungen diese ihren Standort vorstellen.

 

Datum: Samstag, 20.05.2023
9:00 - 10:00AK21: Persönlichkeit / Differenzielle Sportpsychologie
Ort: V 7.01
Chair der Sitzung: Katharina Geukes, Universität Münster
 

Do N-of-1 study designs face the challenges heterogeneity, low sample size and low treatment compliance rate in forensic psychiatric sports therapy?

Vanessa Reimer, Martina Kanning

Universität Konstanz, Deutschland

Background

There is some evidence about effects of sports therapy in forensic settings. These evaluations studies are often group RCTs (randomized controlled trials), whose findings are mainly based on averaged results. Thus, they do not adequately address that forensic patients are unique due to their complex psychopathology (Ross et al., 2016). Further, existing evaluation studies face the problems of low sample sizes and low compliance rates, which are common circumstances in forensic psychiatric sports therapy and could be similar in elite sport. To address these challenges and to adequately evaluate the effects of sports therapy it could be worthwhile to focus on within-subject relations by using N-of-1 studies. This methodological discussion addresses the specific circumstances of forensic settings and presents possibilities and limitations of N-of-1 studies to evaluate effects of sports therapy

Evaluation studies in forensic psychiatric sports therapy face the following challenges: heterogeneity of patient’s psychopathology (Ross et al., 2016), low sample size and low compliance rate (Wynaden et al., 2012). According to “heterogeneity”, N-of-1 studies are able to investigate intra-individual variability in sport therapy effects (Zuidersma et al., 2020) psychiatric patients show (Ross et al., 2016). Second, low sample size in psychiatric sports therapy groups lead to low statistical power in evaluation studies (Button et al., 2013). An N-of-1 study uses data assessments over a long time (time-series data) which increases the power of the study (Zuidersma et al., 2020). However, assessing data over a long period puts high requirements on forensic psychiatric patients due to their low capacity of motivation (Ross et al., 2016). Third, former evaluation studies showed low compliance rates of forensic patients. N-of-1 studies might face this challenge due to personalized feedback that motivates the patient to endure until the end of the study or due to ABA-designs or observational study designs (Zuidersma et al., 2020).

Conclusion

To evaluate sports therapy in forensic psychiatry settings, N-of-1 studies might be worthwhile to supplement existing evaluation designs. Because they address the challenges of evaluation studies in forensic sports therapy more adequately. Nevertheless, they are associated with limitations. Future studies should address the question of how the implementation of N-of-1 study designs in forensic psychiatric patients can be optimized.



Kompetenzmodellierung athletischer Führung

Dominik Bentler, Carina Flöttmann, Günter W. Maier

Universität Bielefeld, Deutschland

Einleitung

Die Wirkung und Effektivität von Führung (-personen) insbesondere in Mannschaftssportarten hat in den letzten Jahrzehnten Interesse der Forschung geweckt (Cotterill et a., 2022; Fransen et al, 2017). Neben der Sportpsychologie hat die Forschung zu Führungspersonen auch in anderen Teildisziplinen, z.B. Organisationspsychologie, eine lange Historie (Derue et al., 2011). Die bestehenden Führungsmodelle fanden auch im sportpsychologischen Kontext Anwendung und werden häufig in die vier Kompetenzbereiche der aufgabenbezogenen, sozialen, motivierenden und externalen Führung unterteilt (Maechell et al., 2020). In der aktuellen Forschung werden diese vier Kompetenzbereiche zwar definiert, jedoch fehlt es an konkreten Verhaltensweisen um eine Anwendung der Modelle in der sportpsychologischen Praxis sicherzustellen. Die vorliegende Studie erweitert daher erstens den aktuellen Forschungsstand der abstrakten Führungskompetenzmodelle durch die Zuordnung konkreter Verhaltensweisen. Zweitens wurden die Ergebnisse über einen anforderungsanalytischen Bottom-Up-Ansatz ermittelt, bei dem strukturierte Interviews mit Sportlern und Trainern zur Informationssammlung durchgeführt wurden. Drittens liefern die Ergebnisse dieser Studie eine Grundlage für die Förderung und Entwicklung von Führungsspieler*innen im sportpsychologischen Anwendungsbereich.

Methode

Im ersten Schritt wurden mit strukturierten Interviews mit N = 9 Fußballspielern und N = 3 Trainern (100% männlich) in einem NLZ konkrete Verhaltensweisen von Führungsspieler*innen gesammelt. Gemäß Westhoff und Koch (2012) können ab einer Stichprobe von acht Personen umfassende Anforderungsprofile abgebildet werden. Durch gezielte Fragen zu Führungsspielern (z.B. „Was macht einen Führungsspieler in der Mannschaft aus?“) konnten insgesamt 28 Kompetenzverhaltensweisen (z.B. andere Personen motivieren zu können) mittels qualitativer Inhaltsanalysen (Mayring & Fenzl, 2019) ausgewertet werden. Im zweiten Studienabschnitt wurde in einer quantitativen Befragung mit N = 55 (75.9% männlich, 24.1%weiblich, MAlter = 26.09, SDAlter = 7.54) aktiven Fußballer*innen durchgeführt. Die Teilnehmenden wurden gebeten einen Führungsspieler mittels der zuvor ermittelten 28 Verhaltensarten zu bewerten. So wurde eine empirische Überprüfung über Pfadmodelle mit bestehenden Führungskompetenzmodellen durchgeführt.

Ergebnisse

Von insgesamt 23 der 28 Verhaltensweisen konnte signifikante Korrelationen zu mindestens einer übergeordneten Führungskompetenz (aufgabenbezogen, sozial, motivierend und extern) ermittelt werden. Diese 23 Verhaltensweisen wurden anschließend in ein Pfadmodell übernommen, welches auf den bereits bestehenden Kompetenzmodellen aus aufgabenbezogener, sozialer, motivierender und externaler Führung besteht und so eine parallele Betrachtung der Verhaltensweisen sowie inkrementelle Werte der einzelnen Verhaltensweisen ermöglicht. Die Pfadanalysen zeigte, dass 17 Verhaltensweisen einen bedeutsamen Zusammenhang zu mindestens einer der übergeordneten Führungskompetenzen aufweisen. Die meisten dieser Zusammenhänge bestanden zwischen den Verhaltensweisen und aufgabenbezogener Führung, gefolgt von externer Führung, motivierender Führung und sozialer Führung.

Diskussion

Die Studienergebnisse ergänzen den aktuellen Forschungsstand, indem den bestehende Kompetenzmodellen (Maechell, Loughead und Beckmann, 2020) inhaltliche Verhaltensweisen zugeordnet werden und somit Ansatzpunkt für die Konzeption von Führungsspielerentwicklungsprogrammen darstellen. Obwohl im ersten Studienteil durch Interviews 28 Verhaltensweisen ermittelt wurden, ließen sich durch die quantitative Umfrage lediglich 17 Verhaltensweisen als bedeutsam für Führungsspieler bestätigen. Die Ergebnisse der Studie bietet sowohl Anknüpfungspunkte für zukünftige Forschung, als auch Implikationen für den sportpsychologischen Anwendungsbereich.



Positive Psychology in Sports: Relationships between Character Strengths and Athletic Performance Levels of Team Athletes

Nina Riedl, Stefanie Klatt

German Sport University Cologne, Germany

One major area of positive psychology is concerned with how individual strengths and talents can be fostered and applied to attain various positive outcomes (Seligman, 2011). In this regard, Peterson and Seligman (2004) created a classification of positive personality traits, which are referred to as the 24 Character Strengths (CS). The relevance of these CS is corroborated by the results of numerous studies relating CS to well-being (e.g., Martínez-Martí & Ruch, 2014; Wagner et al., 2020) as well as various performance-related outcomes. These include satisfaction, self-efficacy, commitment, and direct performance measures in the work and the academic context (e.g., Littman-Ovadia et al., 2017; Weber & Ruch, 2012). While the CS seem to be highly relevant in different areas of life, they have not yet been examined in the context of sports. Thus, the aim of this study is to explore the relationships between the 24 CS and the athletic performance levels of team athletes. To this end, an online survey was conducted collecting information on participants’ demographic and sport-specific background. Additionally, the 24 CS were assessed using the German version of the 120-item VIA Inventory of Strengths (VIA-IS; VIA Survey; Peterson & Park, 2009; Peterson & Seligman, 2004). All VIA scales show at least acceptable internal consistencies (Cronbach’s α = .60 - .84), apart from the leadership scale (α = .52). The data of 369 participants (131 female; meanage = 25.07 years, SDage = 5.9 years) is analyzed. All participants are active team athletes, competing on different performance levels, ranging from international competitions and the highest German leagues to the lowest leagues respective to their sport. Different main sports were indicated by the participants, including soccer (67%), handball (12%), volleyball (10%), basketball, beach volleyball, and field hockey. The relationships between team athletes’ CS and their athletic performance levels will be analyzed using multiple regression models, and the results of these analyses will be presented. Next to implications for future research, the discussion will focus on the practical relevance of the study’s findings. Possible relationships between athletic performance levels and certain CS may point to interesting starting points for interventions. That is because the CS are understood to be changeable and trainable and, therefore, represent more valuable target variables for interventions (Harzer, 2016), in contrast to traditional stable personality traits, whose practical relevance is oftentimes limited to the selection of athletes for certain teams or programs (Allen et al., 2013).



...who is the fairest dancer of them all? A naturalistic lens model study on the judgment of dance performance

Katharina Geukes1, Vivien Hecht1, Till Utesch1, Bettina Bläsing2, Mitja Back1

1Universität Münster, Deutschland; 2Technische Universität Dortmund, Deutschland

Success as a dancer is closely associated with positive dance judgments by perceivers. Although dancers’ physical appearance (attractiveness, style) might affect dance judgments beyond dance-specific attributes (technique, expression), they have largely been unconsidered in previous experimental studies. In these studies, researchers mostly used edited stimulus material with reduced information (e.g., stick figures, point-light displays, black-and-white videos, silent videos). To contribute to a comprehensive explanation of dance judgments based on naturalistic stimulus material, we applied the lens model (Brunswik, 1956), an approach explicitly developed to predict the emergence of social judgments by multiple attributes. Therefore, video-records of 70 solo dance performances (i.e., a 25-second lyric Contemporary choreography) were (1) rated regarding dancers’ physical appearance, technique, and expression and (2) judged by 33 perceivers (i.e., 22 novices). Results of cross-classified mixed-effects models revealed that attributes of all domains were significantly related to dance judgements. Considered simultaneously, however, only dance-specific attributes within the technique (i.e., execution, β = .44, p < .001) and expression domains (i.e., roleplay, ,β = .11, p = .038; sovereignty, β = .15, p = .006) contributed to the prediction of dance judgments. Additional moderation analyses underscored the importance of perceivers’ expertise in judging dance because experts generally judged in a stricter fashion (β = -.18, p = .012) and used the execution attribute more strongly than novices (β = .13, p < .001). We discuss the lens model as suitable framework for a naturalistic approach to the study of dance, of aesthetic experiences, and of sports performances more generally.

 
10:30 - 11:30AK24: Diagnostik
Ort: V 7.01
Chair der Sitzung: Sören D. Baumgärtner, Goethe-Universität Frankfurt am Main
 

A validation study for the German version of the Feeling Scale and Felt Arousal Scale for a progressive muscle relaxation (PMR) exercise

Kristin Thorenz1, Andre Berwinkel2, Gorden Sudeck3, Matthias Weigelt1

1Department of Sport and Health, University of Paderborn; 2University Clinic for Psychiatry and Psychotherapy (EvKB), University of Bielefeld; 3Institute of Sports Science, University of Tübingen

The aim of the present study is to proof the construct validity of the German version of the Feeling Scale (FS) and the Felt Arousal Scale (FAS) by Maibach et al. (2020), who previously validated both scales for a high-intensity bicycle ergometer task, for a low-intensity progressive muscle relaxation (PMR) exercise. 228 participants (137 females; age = 21.9 ± 2.3 years) conducted a low-intensity PMR exercise for 45 minutes and completed a battery of questionnaires in a pretest-intervention-posttest design: The Self-Assessment Manikin (SAM; Bradley & Lang, 1994) with three subscales (pleasure, arousal, dominance) was included to examine the self-other agreement to proof the construct validity of the two single-item questionnaires FS and FAS. For convergent validity, the correlation analyses revealed the expected significant positive correlations for the valence dimension between the FS and the subscale SAM-Pleasure (r = .67, p < .001, R2 = .45) and for the arousal dimension between the FAS and the subscale SAM-Arousal (r = .31, p < .001, R2 = .09). A statistical test of the effect sizes using Fisher’s z-Transformation revealed that the correlations for the valence dimension and for the arousal dimension were of similar size as in the Maibach et al. (2020) study. For the discriminant validity, the FS and the SAM-A (r = -.05) and the FAS and the SAM-P (r = -.09) did not correlate significantly, indicating that both scales indeed measure different constructs. Interestingly, the FS and the FAS (r = -.15, p < .05, R2 = .02) correlated significantly with a small effect size, yielding that an increased feeling of pleasure after the PMR exercise goes along with a decrease of arousal. This was also reflected with significant effects for the magnitude of change from pretest to posttest for the FSchange [t(227) = 4.748, p < .001, d = .31] and the FASchange [t(228) = 8.296, p < .001, d = .55]. Together, the pattern of results confirms the use of the German version of the FS and the FAS by Maibach et al. (2020) to measure the affective response for a low-intensity PMR exercise.



Deutsche Validierung des Pathologischen Muskulositäts-Orientierten Essverhaltenstests (MOET) und Assoziierte Sportaktivität

Hanna Wachten, Jana Strahler

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Sport und Sportwissenschaft, Arbeitsbereich Sportpsychologie, Deutschland

Auf Athlet:innen lastet häufig, insbesondere im Leistungssport der Druck, ihre Körperkompositionen entsprechend ästhetischer oder leistungsorientierter Normen anzupassen. Daher liegen insbesondere in ästhetischen und Ausdauersportarten erhöhte Auftretenswahrscheinlichkeiten für gestörtes Essverhalten und Essstörungen vor, die Wohlbefinden und Leistung der Athlet:innen einschränken. In Forschung und Praxis liegen bereits Screening-Instrumente für die Risiken und Symptome der gängigen Essstörungen vor. Sie werden in der Literatur jedoch kritisiert, nicht alle Formen gestörten Essverhaltens adäquat zu adressieren. Rigide Ess- und Sportverhaltensweisen zum Aufbau von Muskulatur können ebenfalls mit psychosozialen Einschränkungen und psychischer Belastung einhergehen. Daher wurde im Englisch-sprachigen Raum der Muscularity-Oriented Eating Test (MOET; Murray et al. 2019) entwickelt, um eindimensional auf 15 Items pathologisches Muskulositäts-orientiertes Essverhalten zu erfassen. Ziel dieser Studie ist daher, den MOET auf Deutsch zu validieren und assoziierte Sportaktivitäten in der Allgemeinbevölkerung zu identifizieren.

Dazu wird die deutsche Übersetzung des MOET zusammen mit weiteren Instrumenten einer Stichprobe von mindestens 210 Personen (mindestens 105 Männer) in einer webbasierten Umfrage vorgelegt. Die faktorielle Validität soll entsprechend der Originalfassung des Fragebogens getrennt für Männer und Frauen mithilfe von Faktoranalysen überprüft werden. Die Kriteriumsvalidität wird durch Korrelationen mit Fragebögen zu Muskeldysmorphie (MDDI; Zeeck et al., 2018), Essstörungspathologie (EDE-Q; Hilbert & Tuschen-Caffier, 2016), psychischer Belastung (BSI-18; Franke et al., 2011) und Einschränkungen in psychosozialen Lebensbereichen (CIA; Bohn & Fairburn, 2008) untersucht werden. Die Zusammenhänge von Sportaktivität (BSA; Fuchs et al. 2015) getrennt nach Sportarten (Ausdauersport; Kraft- & Fitnesssport; Kampfsport; Ästhetische Sportarten; Gesundheitssport; Rehasport; Antigravitationssport; Ball- & Teamsport; Technische Sportarten) mit Essstörungspathologie und pathologischem Muskulositäts-orientiertem Essverhalten werden vergleichend in zwei multiplen Regressionen analysiert.

Die webbasierte Erhebung in der Allgemeinbevölkerung ist noch nicht abgeschlossen. Die Ergebnisse werden auf der Tagung präsentiert. Die Bereitstellung des Fragebogens MOET in deutscher Sprache soll die Erfassungsmöglichkeiten gestörten Essverhaltens – auch mit Fokus auf Muskulosität – ergänzen, um die Identifizierung und Versorgung Betroffener zu gewährleisten und damit die frühzeitige Prävention und Intervention, vor allem auch im Leistungssport als möglicher Risikokontext, sicherzustellen.



Deutsche Übersetzung und Pilotierung des Sport Mental Training Questionnaire (SMTQ)

Steven Wezel1, Lena Kluge2

1Universität Bremen; 2Kluge Psychologie

Mentales Training bietet im Sport durch die Optimierung psychologischer Faktoren die Möglichkeit zur Leistungsverbesserung (Weinberg & Gould, 2011). Eine Methode zur Erfassung der mentalen Leistungsfähigkeit ist der englischsprachige Sport Mental Training Questionnaire (SMTQ; Behnke et al., 2019). Dieser erfasst mit 20 Items die Ausprägung in den fünf Subskalen grundlegende mentale Fähigkeiten, Wettkampffähigkeiten, interpersonale Fähigkeiten, Selbstgespräche und mentale Visualisierung. Im Rahmen von sportpsychologischen Konsultationen bedarf es neben dem persönlichen Gespräch zwischen Berater und Klient auch Fragebögen, die einen Überblick über Ausprägungen der Sportler und Sportlerinnen in verschiedenen mentalen Komponenten geben. Durch die Übersetzung von Fragebögen wie dem SMTQ, die bereits in anderen Ländern zur Anwendung kommen, kann sowohl der Bedarf an deutschsprachigen Evaluationsinstrumenten in der Sportpsychologie bedient sowie die interkulturelle sportpsychologische Forschung unterstützt werden.

Nach gängigen Richtlinien für die Übersetzung von Fragebögen mit Selbsteinschätzung nach Beaton wurde aus der englischen Version eine deutsche erarbeitet (2000). Die englische Version wurde hierfür von zwei Übersetzern mit unterschiedlichen Profilen (informierter Experte vs. naiver Übersetzer) ins Deutsche übersetzt. Anschließend wurde die Synthese dieser beiden Übersetzungen von zwei Englisch-Muttersprachlern rückübersetzt, um die Abweichungen mit der Ursprungsversion zu analysieren. Der gesamte Prozess stand unter der Supervision eines Expertenkomitees, das aus den Übersetzern sowie Fachleuten aus Sprachwissenschaften und Sport- und Wirtschaftspsychologie bestand. Ein Pretest wurde an einer Stichprobe (N=30) durchgeführt, um potenzielle Unstimmigkeiten aufzudecken. Hierbei beantworteten die per Univerteiler rekrutierten Probanden und Probandinnen im Rahmen einer Onlinebefragung den SMTQ und wurden anschließend gebeten, Verständnisprobleme oder unklare Formulierungen anzumerken.

Das durchschnittliche Alter betrug 24.6 Jahre (SD=3.1 Jahre) und 53.3% der Befragten waren männlich (43.3% weiblich, eine Person ohne Angabe zum Geschlecht). Alle vier durch den SMTQ unterschiedenen sportlichen Level waren in der Stichprobe vertreten (Freizeit, Verein, National, International). Die Befragten waren durchschnittlich seit über 10 Jahren in ihrem Sport aktiv (M=10.38, SD=6.48) und verbrachten 4.8 Stunden pro Woche mit Training (SD=1.69). Durch die Methodik gelang es, Hilfstexte und Items unter Einhaltung der angestrebten Äquivalenz auf semantischer, idiomatischer, konzeptueller und Erfahrungsebene zu übersetzen (Guillemin et al., 1993). Potenzielle Ambiguitäten wurden aufgedeckt und im Expertenkomitee diskutiert. Insgesamt liegt eine konsistente deutsche Übersetzung vor.

Der deutsche SMTQ bietet bei erfolgreicher Validierung ein zeitökonomisches Instrument zur Erfassung der mentalen Leistungsfähigkeit von Sportlern und Sportlerinnen und bedient damit den Bedarf sportpsychologischer Maßnahmen im deutschen Sprachraum. Geplant ist eine hybride Validierung im Online- sowie paper-and-pencil-Format zum Vergleich der Varianten. Zielgruppe sind Sportler und Sportlerinnen des gesamten Leistungsspektrums von Hobby bis internationaler Profi. Das 5-Faktoren-Modell wird mittels konfirmatorischer Faktorenanalyse getestet und der Modellfit bestimmt. Die Reliabilität wird durch interne Konsistenz und Test-Retest-Korrelation ermittelt. Des Weiteren sollen interkulturelle Evaluationen stattfinden, basierend auf den bereits bestehenden (Englisch, Litauisch, Polnisch, Türkisch, Persisch) und aktuell in Entwicklung befindlichen Sprachversionen (Deutschland, Ungarn, Brasilien, Portugal, Litauen, Rumänien, Philippinen, Indonesien, Malaysia).



Psychometrische Eigenschaften der deutschsprachigen Version des Coach-Athlete-Relationship-Maintenance Questionnaire (CARM-Q-D)

Sören D. Baumgärtner, Christina Korn

Goethe-Universität Frankfurt am Main, Deutschland

Das COMPASS-Modell (Rhind & Jowett, 2010, 2012) nennt sieben relevante Strategien zur Aufrechterhaltung einer konstruktiven Beziehung zwischen Trainer(inne)n und denen von ihnen betreuten Athlet(inn)en. Das Akronym steht stellvertretend für diese Strategien bzw. die Subskalen des Coach-Athlete-Relationship-Maintenance Questionnaire (CARM-Q): Conflict Management (Konfliktmanagement), Openness (Offenheit), Motivation, Preventative (Vorsorge), Assurance (Rückhalt), Support (Unterstützung) und Social Network (Soziales Netzwerk). Ziel der Studie ist es, die deutsche Übersetzung dieses Fragebogens (CARM-Q-D; Rhind & Jowett, 2012) auf seine psychometrische Güte hin zu überprüfen.

In einer ersten Onlinestudie wurden N = 138 Sportler(innen) im Alter zwischen 14-55 Jahren (M = 24.5 Jahre, SD = 7.34 Jahre, 62.8 % weiblich) und einer sportlichen Partizipationsdauer von durchschnittlich 13.6 Jahren (SD = 6.49 Jahre) gebeten, den CARM-Q-D auszufüllen. Die Itemanalyse liefert mittlere Schwierigkeitsniveaus für alle 28 Items. 24 Items weisen zudem eine hohe Trennschärfe auf (.53 ≤ r ≤ .81), während die restlichen vier Items lediglich mittlere Trennschärfe zeigen (.32 ≤ r ≤ .48).

Die Homogenität lässt sich für sechs der sieben Subskalen als bezeichnen (.73 ≤ α ≤ .92; Subskala Offenheit: α = .60). Die Interkorrelationen der Subskalen liegen erwartungskonform zumeist im niedrigen bis mittleren Bereich (.22 ≤ r ≤ .77) und auch die faktorielle Struktur der Skala fällt hypothesenkonform aus. In der konfirmatorischen Faktorenanalyse weist das Sieben-Faktor-Modell den besten Modelfit auf (χ²(329) = 603.0, p < .001, CFI = .89, RMSEA = .08). Die konvergenten und diskriminanten Zusammenhänge mit anderen Skalen (Leadership Scale for Sports, LSS-D, Linde et al., 2013; Coach-Athlete-Relationship-Questionaire, CART-QR-D, Ohlert, 2018; Fragebogens zum Trainer-induzierten Empowerment Klima, FTEK, Ohlert & Schäfer-Pels, 2021) entsprechen den Annahmen. Die kriterienbezogene Validität liegt für die interpersonale Zufriedenheit (LSS-D, Linde et al., 2013) zwischen r = .40 und r = .69.

Die 7-Tage-Retest-Reliabilität, die aktuell in einer zweiten Studie geprüft wird (N = 38; Alter: Range = 17-51 Jahre, M = 25.1 Jahre, SD = 6.44 Jahre; 52.6 % männlich), liegt für die Subskalen, ersten Analysen zufolge, zufriedenstellend zwischen rtt = .65 und rtt = .87.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die vorgelegte Übersetzung ein reliables und valides Maß darstellt, Strategien zur Aufrechterhaltung der Beziehung zwischen Athlet(inn)en und Trainer(inne)n zu messen.