Veranstaltungsprogramm

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht
Datum: Samstag, 20.05.2023
8:30 - 10:00PW17: Phänomen Intuition - theoretische Grundlagen und deren Transfer in die sportpsychologisch-praktische Tätigkeit
Ort: V 9.02
Praxisworkshop Leitung: Christoph Horzella
8:30 - 10:00PW18: Achtsamkeitstraining im Sport
Ort: 0.267
Praxisworkshop Leitung: Darko Jekauc, Karlsruhe Institute of Technology, Institute for Sports and Sport Science
Praxisworkshop Leitung: Lea Mülberger, Goethe Universität Frankfurt am Main
8:30 - 10:00PW19: Morphologische Sportpsychologie: Die Wirkung von Musik als Intervention
Ort: V 9.11
Praxisworkshop Leitung: Jannik Everding, BSP Business and Law School Berlin
Praxisworkshop Leitung: Andreas Marlovits
Praxisworkshop Leitung: Lina Krämer, BSP Business & Law School
8:30 - 10:00PW20: Comeback Stronger! Hypnotherapeutische Ansätze für den besseren Umgang mit und schnellere Genesung bei Stürzen, Verletzungen und Schmerzen
Ort: 0.144
Praxisworkshop Leitung: Dunja Lang, Dunja Lang Consulting
9:00 - 10:00AK20: Aktuelle und neue Messinstrumente in der Sportpsychologie
Ort: V 7.02
Chair der Sitzung: Alena Michel-Kröhler, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Diskutant*in: Oliver Höner, Universität Tübingen
 

Aktuelle und neue Messinstrumente in der Sportpsychologie

Chair(s): Alena Michel-Kröhler (Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Deutschland)

Diskutant*in(nen): Oliver Höner (Eberhard Karls Universität Tübingen)

Obwohl sich verschiedene Forschungsprojekte immer wieder mit der Entwicklung und Evaluation sportpsychologischer Konzepte und Verfahren befassen, fehlen im deutschsprachigen Raum weiterhin Messinstrumente zur Erfassung wichtiger psychologischer (Leistungs-)Voraussetzungen von Athlet:innen (Lobinger & Stoll, 2019) oder sind teilweise nur unzureichend empirisch validiert (Neumann, 2011). Häufig werden keine sportspezifischen Messinstrumente verwendet oder englischsprachige Fragebögen ins Deutsche übersetzt ohne zusätzliche Angaben von weiteren psychometrischen Informationen, die zur Einschätzung ihrer Gültigkeit, Zuverlässigkeit und Robustheit notwendig sind. Für viele Forschungsfragen und die Anwendung in der Praxis sind jedoch sportspezifische Messinstrumente unerlässlich, um psychische (Leistungs-)Voraussetzungen von Athlet:innen adäquat zu erfassen (Lobinger & Stoll, 2019; Neumann, 2011; Wolf et al., 2020). Ziel dieses Symposiums ist es daher einen Überblick über neu entwickelte Fragebögen aus dem deutschen Sprachraum zu geben, die individuelle und situative (Leistungs-)Voraussetzungen von Athlet:innen erfassen und deren praktische Implikationen für potenzielle Einsatzbereiche zu diskutieren.

Der erste von drei Beiträgen beschäftigt sich mit der Erfassung der mentalen Stärke von Athlet:innen, welche als ein wichtiges erfolgsbestimmendes psychologisches Merkmal angesehen werden kann. Dabei stellt der Mental Toughness Questionnaire (Clough et al., 2002), basierend auf dem 4-C-Modell mit seinen vier Subdimensionen (challenge, commitment, control, und confidence), das am häufigsten verwendete Messinstrument im angloamerikanischen Raum dar. Dziuba und Kolleg:innen haben die deutsche Übersetzung des Fragebogens (Gerber et al., 2012) in mehreren Studien validiert und stellen eine 6-Item Kurzversion des Mental Toughness Questionnaire (VS MTQ-G) vor, mit welcher die mentale Stärke der Athlet:innen zukünftig ökomisch erfasst werden kann.

In dem zweiten Beitrag präsentieren Walter und Kolleg:innen die Validierung der deutschen Athlet:innen Version des Coach-Athlete Relationship Questionnaires (CART-Q-D; englische Originalversion: Jowett & Ntoumanis, 2004). Eine funktionale Trainer:innen-Athlet:innen-Beziehung gilt als essentiell für die sportliche Leistung und stellt somit eine weitere, bedeutende situative (Leistungs-)Komponente dar. Der CART-Q-D erfasst die Qualität der Beziehung auf emotionaler, motivationaler und verhaltensbezogener Ebene. Somit können mittels des CART-Q-D zukünftig Beziehungsfragen zwischen Trainer:innen und Athlet:innen aufgedeckt werden, die sich auf die Leistung, Erfolge, und die Zufriedenheit der Athlet:innen auswirken.

Abschließend stellen Michel-Kröhler und Kolleg:innen einen Fragebogen zur Erfassung von wettkampfbezogenen negativen Kognitionen (Adverse Competion-related Cognitions Quesionnaire; ACCQ) vor. Der ACCQ wurde durch ein mehrstufiges Verfahren entwickelt und besteht aus sechs Faktoren, die sowohl individuelle als auch situative (Leistungs-)Komponenten wie beispielsweise die (Ab-)Wertung der eigenen Leistung erfassen. Aufgrund der Vielseitigkeit der Faktoren eignet sich der ACCQ zur initialen „Diagnostik“ und kann bei der Identifizierung von Gedanken unterstützen, die unmittelbar vor oder während eines Wettkampfes bei Athlet:innen auftreten können.

 

Beiträge des Arbeitskreises

 

Validierung der deutschen Kurzversion des Mental Toughness Questionnaire (VS MTQ-G)

Anna Dziuba1, Fabienne Ennigkeit2, Markus Gerber3, Chris Englert2
1Goethe Universität Frankfurt; Institut für Sportwissenschaften, Institut für Sport und Sportwissenschaften, Karlsruher Institut für Technologie, 2Goethe Universität Frankfurt, Institut für Sportwissenschaften, 3Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit, Universität Basel

Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass mentale Stärke einen wichtigen Faktor im (Leistungs-)Sport darstellt (Cowden et al., 2020). Zur Erfassung mentaler Stärke existieren im angloamerikanischen Raum eine Vielzahl unterschiedlicher Messinstrumente (Farnsworth, 2021), wobei der Mental Toughness Questionnaire (MTQ-48; Clough et al., 2002) als eines der am häufigsten eingesetzten Instrumente anzusehen ist. Der MTQ-48 basiert auf den Annahmen des 4-C-Modells von Clough et al. (2002) und setzt sich aus vier (bzw. sechs) diskreten, aber miteinander verbundenen Faktoren zusammen: Kontrolle (mit den Subdimensionen Emotionen und Leben), Commitment, Herausforderung und Selbstvertrauen (mit den Subdimensionen Fähigkeiten und interpersonale Beziehungen). Neben der Originalversion des MTQ-48 liegen verschiedene Kurzversionen der Skala vor: MTQ-18 (Clough et al., 2002), MTQ-10 (Papageorgiou et al., 2018), S-MTQ und VS-MTQ (Kawabata et al., 2021). Deren psychometrische Eigenschaften werden kontrovers diskutiert. Das Ziel dieses Vortrags ist es, die Validierung der deutschen Kurzversion (VS MTQ-G) zu präsentieren. Neben der Untersuchung der Faktorenstruktur wurden auch die konvergente und diskriminante Validität sowie die Retest-Reliabilität geprüft.

In Studie 1 wurde die Faktorenstruktur der deutschen Übersetzung des MTQ-48 (Gerber et al., 2012) und der Kurzversionen überprüft (N = 292, Alter: M = 34.60 Jahre, SD = 14.30), wobei das Ein-Faktor-Modell des VS-MTQ den besten Fit (TLI = .962, CFI = .977, RMSEA = .050, SRMR = .033) mit akzeptabler interner Konsistenz (ω = .77) aufwies. Für alle Items ergaben sich akzeptable Faktorladungen zwischen 0.48 und 0.74. Basierend auf diesen Ergebnissen wurde in den Studien 2 und 3 die deutsche Kurzversion des Mental Toughness Questionnaire (VS-MTQ-G) verwendet.

Hinsichtlich der konvergenten und diskriminanten Validität ergaben sich in Studie 2 (N = 201, Alter: M = 29.50 Jahre, SD = 11.30) erwartungskonform positive Zusammenhänge zwischen mentaler Stärke und verwandten Konstrukten (Selbstwirksamkeit: r = .62; alternative Erfassung der mentalen Stärke (MTI; Gucciardi, 2015): r = .69), während die Zusammenhänge mit diskriminanten Konstrukten hypothesenkonform negativ ausfielen (Angst: r = −.22, Stressbelastung: r = −.41, Rumination: r = −.41). Mit der sozialen Erwünschtheit bestand kein signifikanter Zusammenhang (r = .10).

Der VS-MTQ-G wies in Studie 3 (N = 89, Alter: M = 28.60 Jahre, SD = 10.10) eine gute Retest-Reliabilität (7 Tage) auf (r = .77).

Die deutsche Kurzversion des Mental Toughness Questionnaire (VS-MTQ-G) zeigt zufriedenstellende Reliabilität und Validität und scheint mit nur sechs Items ein ökonomisches Diagnosetool zur unidimensionalen Erfassung der mentalen Stärke zu sein. Praktische Implikationen für mögliche Einsatzbereiche werden diskutiert.

 

Validierung der deutschen Version des Coach-Athlete Relationship Questionnaire – Athlet:innen-Version (CART-Q-D)

Enno Winkler, Theresa Manges, Sascha Leisterer, Anne-Marie Elbe, Nadja Walter
Universität Leipzig, Sportwissenschaftliche Fakultät, Professur Sportpsychologie

Eine funktionale Beziehung zwischen Athlet:innen und ihren Trainer:innen ist für sportliche Höchstleistungen unerlässlich (Jowett & Shanmugam, 2016). Die Qualität dieser Beziehung lässt sich auf emotionaler (Closeness), motivationaler (Commitment) und verhaltensbezogener Ebene (Complementarity) beschreiben (Jowett, 2007). Es zeigt sich, dass eine funktionale Beziehung zwischen Athlet:in und Trainer:in mit einer Reihe von förderlichen Aspekten wie Teamzusammenhalt, Selbstkonzept der Athlet:innen oder auch Zufriedenheit von Trainer:innen und Athlet:innen assoziiert ist (Jowett & Chaundy, 2004; Jowett & Ntoumanis, 2004). Zur Erfassung der Beziehung wurde der Coach-Athlete Relationship Questionnaire (CART-Q; Jowett & Ntoumanis, 2004) entwickelt. Dieser erfasst die Trainer:in-Athlet:in-Beziehung sowohl aus Trainer:in- als auch aus Athlet:in-Perspektive und wurde in verschiedenen Sprachen validiert. Eine deutsche Version der Trainer:innen-Perspektive wurde bereits vorläufig validiert (Walter et al., 2022).

Das Ziel der vorliegenden Studie ist die Gütekriterien des Fragebogens aus Athlet:innen-Perspektive zu überprüfen. Hierzu wurde zunächst die Originalskala mit Hilfe der Forward-Backward-Methode (Brislin, 1970) sowie in Expert:innen-Diskussionen (Harkness, 2003) übersetzt und anschließend im Rahmen von Online- und Pencil-Paper-Befragungen überprüft. Für die Befragungen wurden N = 515 Athlet:innen (♀ 55.8%, Alter: M = 22.97, SD = 7.12) unterschiedlicher Sportarten und Erfahrungsniveaus in der Zeit von Oktober bis Dezember 2022 rekrutiert. Hinsichtlich der Kriteriumsvalidität (Übereinstimmungsvalidität) wurde die Leadership in Sport Scale (LSS; Würth et al., 1999) sowie Fragen zur Zufriedenheit (Athlete Satisfaction Questionnaire [ASQ], Holst et al., 2007) verwendet. Die Überprüfung erfolgte durch konfirmatorische Faktorenanalysen, Regressionsanalysen und der Berechnung von Korrelationen sowie der internen Konsistenz (Cronbach‘s Alpha). Die Analysen zum Konstrukt und zur Faktorenstruktur ergaben eine zufriedenstellende Modellpassung (TLI = 0.927, CFI = 0.946, RMSEA = 0.097, SRMR = 0.043) mit guten bis sehr guten Faktorladungen (> 0.6) sowie einer guten internen Konsistenz (⍺ > 0.8, Split-half: ⍺ = 0.874). Zudem zeigt sich die Skala als stabiles Instrument hinsichtlich Testwiederholung (n = 261, r > 0.8, vier Wochen Test-Re-Test-Intervall). Bezogen auf die Kriteriumsvalidität bestehen mittlere bis hohe Korrelationen (r = 0.30 – 0.79; p > 0.05). Zudem erklärt der CART-Q-D einen signifikanten Anteil der Varianz von Zufriedenheit (ASQ: β = 0.223–0.725, R² = 0.689) und der Beurteilung des Führungsverhaltens von Trainer:innen (LSS, z.B. soziale Unterstützung: β = 0.292, R² = 0.293).

Eine validierte Version des CART-Q-D aus Athlet:innen-Sicht komplettiert das Instrument zur Erfassung der wahrgenommenen Trainer:in-Athlet:in-Beziehung im deutschsprachigen Raum und kann darüber hinaus in zukünftigen Untersuchungen eingesetzt werden und dadurch möglicherweise zur Gestaltung und Aufrechterhaltung einer effektiven und erfolgreichen Trainer:in-Athlet:in-Dyade beitragen.

 

Wettkampfbezogene negative Kognitionen: Entwicklung und Validierung des Adverse Competion-related Cognitions Quesionnaire (ACCQ)

Alena Michel-Kröhler1, Michèle Wessa2, Stefan Berti1
1Psychologisches Institut, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, 2Psychologisches Institut, Johannes Gutenberg-Universität Mainz; Leibniz Institut für Resilienz Forschung (LIR), Mainz

Eine Erklärung die Sporter:innen häufig für eine suboptimale Leistung bei Wettkämpfen anführen ist, dass sie mental nicht 100% präsent waren. Die Gründe hierfür können sehr vielfältig sein und beispielsweise auf persönliche Faktoren oder Faktoren aus dem Umfeld beruhen. Ziel der vorliegenden Studie war es daher, einen Fragebogen zu entwickeln, der unterschiedliche, hauptsächlich negative wettkampfbezogene Kognitionen von Sportlern:innen erfasst.

Die Studie wurde in drei Schritten durchgeführt. Zuerst generierten 101 Sportler:innen sowie 124 Trainer:innen aus verschiedenen Mannschafts- und Einzelsportarten einen großen Pool an verschiedenen Kognitionen. Dieser wurde durch ein mehrstufiges Verfahren mit unterschiedlichen Experten:innen der Sportwissenschaft und Psychologie auf einen initialen Itempool von 54 Kognitionen reduziert. Im zweiten Schritt wurde die dem Fragebogen zugrundeliegende Faktorenstruktur durch eine explorative Faktorenanalyse untersucht (N1 = 348). Anschließend wurden in der dritten Phase die Ergebnisse mit einer konfirmatorischen Faktorenanalyse (N2 = 419; TLI = .92, CFI = .93, RMSEA = .05, SRMR = .05) nochmals überprüft. Darüber hinaus wurde ein nomologisches Netzwerk verwendet, um die konvergente und divergente Validität mit etablierten (sport-)psychologischen Maßen wie beispielsweise kognitiver Interferenz, irrationalen Leistungsüberzeugungen und Angst vor negativen Evaluationen sowie dem sozialen Vergleich zu ermitteln. Der finale Fragebogen besteht aus 26 Items und sechs Faktoren: sportlicher Vergleich, Trainerabwertung, Abwertung der eigenen Leistung, Wertschätzung durch Trainer und Familie, innerer Widerstand gegen Wettkämpfe und allgemeine Erschöpfung. Zusätzliche explorative Analysen liefern vorläufige Hinweise auf geschlechts- und altersbedingte Unterschiede in den negativen wettkampfbezogenen Kognitionen der Athleten. Inwieweit jedoch ein Zusammenhang mit der tatsächlich messbaren sportlichen Leistung besteht, muss in zukünftigen Studien systematisch untersucht werden.

Mit seinem breiten Spektrum an Faktoren bietet der Adverse Competion-related Cognitions Quesionnaire ein nützliches und valides Maß zur Bewertung verschiedener negativer wettkampfbezogener Kognitionen und bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten sowohl in der Forschung als auch in der sportpsychologischen Praxis.

 
9:00 - 10:00AK21: Persönlichkeit / Differenzielle Sportpsychologie
Ort: V 7.01
Chair der Sitzung: Katharina Geukes, Universität Münster
 

Do N-of-1 study designs face the challenges heterogeneity, low sample size and low treatment compliance rate in forensic psychiatric sports therapy?

Vanessa Reimer, Martina Kanning

Universität Konstanz, Deutschland

Background

There is some evidence about effects of sports therapy in forensic settings. These evaluations studies are often group RCTs (randomized controlled trials), whose findings are mainly based on averaged results. Thus, they do not adequately address that forensic patients are unique due to their complex psychopathology (Ross et al., 2016). Further, existing evaluation studies face the problems of low sample sizes and low compliance rates, which are common circumstances in forensic psychiatric sports therapy and could be similar in elite sport. To address these challenges and to adequately evaluate the effects of sports therapy it could be worthwhile to focus on within-subject relations by using N-of-1 studies. This methodological discussion addresses the specific circumstances of forensic settings and presents possibilities and limitations of N-of-1 studies to evaluate effects of sports therapy

Evaluation studies in forensic psychiatric sports therapy face the following challenges: heterogeneity of patient’s psychopathology (Ross et al., 2016), low sample size and low compliance rate (Wynaden et al., 2012). According to “heterogeneity”, N-of-1 studies are able to investigate intra-individual variability in sport therapy effects (Zuidersma et al., 2020) psychiatric patients show (Ross et al., 2016). Second, low sample size in psychiatric sports therapy groups lead to low statistical power in evaluation studies (Button et al., 2013). An N-of-1 study uses data assessments over a long time (time-series data) which increases the power of the study (Zuidersma et al., 2020). However, assessing data over a long period puts high requirements on forensic psychiatric patients due to their low capacity of motivation (Ross et al., 2016). Third, former evaluation studies showed low compliance rates of forensic patients. N-of-1 studies might face this challenge due to personalized feedback that motivates the patient to endure until the end of the study or due to ABA-designs or observational study designs (Zuidersma et al., 2020).

Conclusion

To evaluate sports therapy in forensic psychiatry settings, N-of-1 studies might be worthwhile to supplement existing evaluation designs. Because they address the challenges of evaluation studies in forensic sports therapy more adequately. Nevertheless, they are associated with limitations. Future studies should address the question of how the implementation of N-of-1 study designs in forensic psychiatric patients can be optimized.



Kompetenzmodellierung athletischer Führung

Dominik Bentler, Carina Flöttmann, Günter W. Maier

Universität Bielefeld, Deutschland

Einleitung

Die Wirkung und Effektivität von Führung (-personen) insbesondere in Mannschaftssportarten hat in den letzten Jahrzehnten Interesse der Forschung geweckt (Cotterill et a., 2022; Fransen et al, 2017). Neben der Sportpsychologie hat die Forschung zu Führungspersonen auch in anderen Teildisziplinen, z.B. Organisationspsychologie, eine lange Historie (Derue et al., 2011). Die bestehenden Führungsmodelle fanden auch im sportpsychologischen Kontext Anwendung und werden häufig in die vier Kompetenzbereiche der aufgabenbezogenen, sozialen, motivierenden und externalen Führung unterteilt (Maechell et al., 2020). In der aktuellen Forschung werden diese vier Kompetenzbereiche zwar definiert, jedoch fehlt es an konkreten Verhaltensweisen um eine Anwendung der Modelle in der sportpsychologischen Praxis sicherzustellen. Die vorliegende Studie erweitert daher erstens den aktuellen Forschungsstand der abstrakten Führungskompetenzmodelle durch die Zuordnung konkreter Verhaltensweisen. Zweitens wurden die Ergebnisse über einen anforderungsanalytischen Bottom-Up-Ansatz ermittelt, bei dem strukturierte Interviews mit Sportlern und Trainern zur Informationssammlung durchgeführt wurden. Drittens liefern die Ergebnisse dieser Studie eine Grundlage für die Förderung und Entwicklung von Führungsspieler*innen im sportpsychologischen Anwendungsbereich.

Methode

Im ersten Schritt wurden mit strukturierten Interviews mit N = 9 Fußballspielern und N = 3 Trainern (100% männlich) in einem NLZ konkrete Verhaltensweisen von Führungsspieler*innen gesammelt. Gemäß Westhoff und Koch (2012) können ab einer Stichprobe von acht Personen umfassende Anforderungsprofile abgebildet werden. Durch gezielte Fragen zu Führungsspielern (z.B. „Was macht einen Führungsspieler in der Mannschaft aus?“) konnten insgesamt 28 Kompetenzverhaltensweisen (z.B. andere Personen motivieren zu können) mittels qualitativer Inhaltsanalysen (Mayring & Fenzl, 2019) ausgewertet werden. Im zweiten Studienabschnitt wurde in einer quantitativen Befragung mit N = 55 (75.9% männlich, 24.1%weiblich, MAlter = 26.09, SDAlter = 7.54) aktiven Fußballer*innen durchgeführt. Die Teilnehmenden wurden gebeten einen Führungsspieler mittels der zuvor ermittelten 28 Verhaltensarten zu bewerten. So wurde eine empirische Überprüfung über Pfadmodelle mit bestehenden Führungskompetenzmodellen durchgeführt.

Ergebnisse

Von insgesamt 23 der 28 Verhaltensweisen konnte signifikante Korrelationen zu mindestens einer übergeordneten Führungskompetenz (aufgabenbezogen, sozial, motivierend und extern) ermittelt werden. Diese 23 Verhaltensweisen wurden anschließend in ein Pfadmodell übernommen, welches auf den bereits bestehenden Kompetenzmodellen aus aufgabenbezogener, sozialer, motivierender und externaler Führung besteht und so eine parallele Betrachtung der Verhaltensweisen sowie inkrementelle Werte der einzelnen Verhaltensweisen ermöglicht. Die Pfadanalysen zeigte, dass 17 Verhaltensweisen einen bedeutsamen Zusammenhang zu mindestens einer der übergeordneten Führungskompetenzen aufweisen. Die meisten dieser Zusammenhänge bestanden zwischen den Verhaltensweisen und aufgabenbezogener Führung, gefolgt von externer Führung, motivierender Führung und sozialer Führung.

Diskussion

Die Studienergebnisse ergänzen den aktuellen Forschungsstand, indem den bestehende Kompetenzmodellen (Maechell, Loughead und Beckmann, 2020) inhaltliche Verhaltensweisen zugeordnet werden und somit Ansatzpunkt für die Konzeption von Führungsspielerentwicklungsprogrammen darstellen. Obwohl im ersten Studienteil durch Interviews 28 Verhaltensweisen ermittelt wurden, ließen sich durch die quantitative Umfrage lediglich 17 Verhaltensweisen als bedeutsam für Führungsspieler bestätigen. Die Ergebnisse der Studie bietet sowohl Anknüpfungspunkte für zukünftige Forschung, als auch Implikationen für den sportpsychologischen Anwendungsbereich.



Positive Psychology in Sports: Relationships between Character Strengths and Athletic Performance Levels of Team Athletes

Nina Riedl, Stefanie Klatt

German Sport University Cologne, Germany

One major area of positive psychology is concerned with how individual strengths and talents can be fostered and applied to attain various positive outcomes (Seligman, 2011). In this regard, Peterson and Seligman (2004) created a classification of positive personality traits, which are referred to as the 24 Character Strengths (CS). The relevance of these CS is corroborated by the results of numerous studies relating CS to well-being (e.g., Martínez-Martí & Ruch, 2014; Wagner et al., 2020) as well as various performance-related outcomes. These include satisfaction, self-efficacy, commitment, and direct performance measures in the work and the academic context (e.g., Littman-Ovadia et al., 2017; Weber & Ruch, 2012). While the CS seem to be highly relevant in different areas of life, they have not yet been examined in the context of sports. Thus, the aim of this study is to explore the relationships between the 24 CS and the athletic performance levels of team athletes. To this end, an online survey was conducted collecting information on participants’ demographic and sport-specific background. Additionally, the 24 CS were assessed using the German version of the 120-item VIA Inventory of Strengths (VIA-IS; VIA Survey; Peterson & Park, 2009; Peterson & Seligman, 2004). All VIA scales show at least acceptable internal consistencies (Cronbach’s α = .60 - .84), apart from the leadership scale (α = .52). The data of 369 participants (131 female; meanage = 25.07 years, SDage = 5.9 years) is analyzed. All participants are active team athletes, competing on different performance levels, ranging from international competitions and the highest German leagues to the lowest leagues respective to their sport. Different main sports were indicated by the participants, including soccer (67%), handball (12%), volleyball (10%), basketball, beach volleyball, and field hockey. The relationships between team athletes’ CS and their athletic performance levels will be analyzed using multiple regression models, and the results of these analyses will be presented. Next to implications for future research, the discussion will focus on the practical relevance of the study’s findings. Possible relationships between athletic performance levels and certain CS may point to interesting starting points for interventions. That is because the CS are understood to be changeable and trainable and, therefore, represent more valuable target variables for interventions (Harzer, 2016), in contrast to traditional stable personality traits, whose practical relevance is oftentimes limited to the selection of athletes for certain teams or programs (Allen et al., 2013).



...who is the fairest dancer of them all? A naturalistic lens model study on the judgment of dance performance

Katharina Geukes1, Vivien Hecht1, Till Utesch1, Bettina Bläsing2, Mitja Back1

1Universität Münster, Deutschland; 2Technische Universität Dortmund, Deutschland

Success as a dancer is closely associated with positive dance judgments by perceivers. Although dancers’ physical appearance (attractiveness, style) might affect dance judgments beyond dance-specific attributes (technique, expression), they have largely been unconsidered in previous experimental studies. In these studies, researchers mostly used edited stimulus material with reduced information (e.g., stick figures, point-light displays, black-and-white videos, silent videos). To contribute to a comprehensive explanation of dance judgments based on naturalistic stimulus material, we applied the lens model (Brunswik, 1956), an approach explicitly developed to predict the emergence of social judgments by multiple attributes. Therefore, video-records of 70 solo dance performances (i.e., a 25-second lyric Contemporary choreography) were (1) rated regarding dancers’ physical appearance, technique, and expression and (2) judged by 33 perceivers (i.e., 22 novices). Results of cross-classified mixed-effects models revealed that attributes of all domains were significantly related to dance judgements. Considered simultaneously, however, only dance-specific attributes within the technique (i.e., execution, β = .44, p < .001) and expression domains (i.e., roleplay, ,β = .11, p = .038; sovereignty, β = .15, p = .006) contributed to the prediction of dance judgments. Additional moderation analyses underscored the importance of perceivers’ expertise in judging dance because experts generally judged in a stricter fashion (β = -.18, p = .012) and used the execution attribute more strongly than novices (β = .13, p < .001). We discuss the lens model as suitable framework for a naturalistic approach to the study of dance, of aesthetic experiences, and of sports performances more generally.

 
9:00 - 10:00AK22: Kognition und Motorik II
Ort: V 7.04
Chair der Sitzung: Florian Loffing, Deutsche Sporthochschule Köln
 

Why blind individuals gesture

Ingo Helmich, Jule Schepmann, Maximilian Augenstein, Sophie Mueller

Deutsche Sporthochschule Köln, Deutschland

Objective: Blind individuals may gesture. However, their nonverbal behavior has also been described as “nervous” or “inappropriate”. We therefore investigated the neuropsychological functions of blind individuals nonverbal hand movements that may be rather related to self-stimulation as a consequence of sensory deprivation than the nonverbal depiction of mental images.

Methods: The (entire) nonverbal hand movement and gestural behavior of 11 right-handed healthy blind individuals, 11 (matched) sighted, and 11 (matched) sighted/blindfolded individuals was analyzed during a standardized interview situation by four independent certified raters employing the Neuropsychological Gesture (NEUROGES) Coding System.

Results: The results show no difference of the overall hand movement activity between blind, sighted, and sighted/blindfolded individuals. Increased position shifts and on body focused hand movements were found in blind individuals when compared to sighted and sighted/blindfolded individuals. Whereas blind individuals present pantomime gestures during an emotional situation sighted individuals increase egocentric deictic and pantomime gestures during the re-narration of an audio story.

Discussion: Blind individuals nonverbal hand movement behavior indicates desynchronization processes during conversation (shifts), increased self-stimulation (on body), and the reduced nonverbal transfer of mental images (pantomime). Thus, blind individuals gesture but for different neuropsychological functions.



Rotational preference and perceived task difficulty in gymnastics

Florian Loffing1, Kim Huesmann2, Jörg Schorer2

1Deutsche Sporthochschule Köln, Deutschland; 2Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Deutschland

Embodiment theories suggest that the way we perceive and interpret our environment and others’ actions embedded therein depends, among others, on our own action capabilities and sensorimotor simulation (Körner et al., 2015). Consequently, a skilled observer who is used to the specific rotational direction in an observed movement should perceive it as easier than an equally or less skilled individual who either does not obtain motor expertise or displays an opposing rotational direction in movement execution. Here, we tested the specificity of the sensorimotor simulation account (cf. Casasanto, 2009) by examining the link between rotational preferences for single gymnastic elements and the perceived difficulty for performing routines with these elements. We hypothesized that routines that run according to the individually preferred rotational direction (ECpref) are considered easier to perform than routines that contain elements that are partially (ECpart) or completely (ECnon-pref) performed against the individually preferred rotational direction (ECpref > ECpart > ECnon-pref). We tested this through an online study with N = 370 participants (age: 15-61 years; sex: 276 female, 89 male, 2 diverse, 3 not indicated; gymnastic experience: 196 with, 174 without). First, they were confronted with images of gymnastic elements (e.g. round-off and stretch jump with full turn) and asked to indicate their rotational preference. Then, they were presented with another set of images showing routines consisting of two (e.g. round-off left followed by stretch jump with full turn left) or three elements (backwards roll between rotational elements) and asked to rate the perceived difficulty of these routines on a scale from 1 (very difficult) to 10 (very easy) or to indicate that they cannot provide a rating. One-factorial repeated-measures ANOVA, conducted separately for 2-element and 3-element routines, revealed that mean ratings gradually decreased from the ECpref over ECpart to ECnon-pref conditions with same effect size magnitudes (2- and 3-elements: η²p = .19, 90% CI [.16, .22]). Exploratory analysis further revealed that this pattern was more pronounced in participants with gymnastic experience (2-elements: η²p = .26, 90% CI [.21, .31]; 3-elements: η²p = .27, 90% CI [.22, .32]) than in those without (2-elements: η²p = .13, 90% CI [.08, .17]; 3-elements: η²p = .10, 90% CI [.06, .14]). Collectively, our findings are interpreted in favour of the assumption of specificity in sensorimotor simulation underlying movement assessment. Potential practical implications as well as study limitations (e.g. use of images instead of videos) will be discussed.



Optimal brain states for flexible motor performance: predicting motor flexibility via EEG

Jakob Kaiser, Simone Schütz-Bosbach

Ludwig-Maximilians-University Munich, Deutschland

Motor performance is often impeded when we fail to flexibly react to unexpected changes in our environment. Mental preparation for potential changes can increase our ability to flexibly react in unexpected situations. We investigated how the brain optimally prepares for potential action-relevant changes in the environment. Thirty-two participants performed a speeded motor response task where a repetitive motor action occasionally had to be replaced by an alternative response (Go/Change-Go task). On each trial, a predictive cue indicated the likelihood that a change in motor behaviour might be necessary. We measured neural reactivity via electroencephalography (EEG) during the preparatory pre-response phase of each trial. This allowed us to compare neural reactivity during the preparation for successful versus failed attempts to flexibly adjust one’s behaviour. We focussed our analysis on important neural correlates of executive control (specifically neural oscillations in the theta range, 4 – 7 Hz) and attentional processing (specifically oscillations in the alpha range, 8 – 14 Hz). Results indicate that the preparation for successful compared to failed motor adjustments were marked by significantly higher theta power on the frontal cortex, but significantly lower alpha power on the posterior cortex. In addition, during successful motor adjustments, higher frontal theta power and lower posterior alpha power predicted faster changes in motor behaviour. Our study suggests that frontal theta power increases and posterior alpha power decreases are markers of optimal preparation for efficient and flexible motor reactions. We will discuss the potential underlying cognitive and neural mechanisms related to this pattern, as well as its generalizability to other task contexts. Being able to identify brain states that predict successful adaptation of motor behaviour will be an important step in identifying how to best prepare for challenging motor tasks.



Individual motor processes’ disruptive effects on verbal and spatial working memory

Christoph Schütz1,2, Marleen Kernebeck1

1Universität Bielefeld, Deutschland; 2Universität Osnabrück, Deutschland

Movement information has to be transiently stored in working memory (WM) before it is converted to a motor program (Ohbayashi et al., 2003). The multicomponent model of WM (Baddeley, 2001) proposes two distinct, domain-specific stores: the visuospatial sketchpad for visual/spatial and the phonological loop for verbal information. Motor processes are commonly attributed to the spatial store, as movement execution has a larger disruptive effect (proxy for shared resources) on spatial than on verbal WM (Lawrence et al., 2004, Spiegel et al., 2013). To date, disruptive effects of motor planning and plan retention have only been measured in combination with execution. In the current study, we sought to disentangle individual processes’ disruptive effects on spatial and verbal WM.

To this end, we asked 21 participants (age 24.4 ± 2.8 (SD) years, 13 male) to execute a reaching task and a concurrent verbal (memorizing a string of letters) or spatial (memorizing symbols in a spatial matrix) WM task. For the reaching task, we used different combinations of motor planning, retention, and execution. Verbal/spatial recall performance was measured as the dependent variable. We calculated a generalized linear mixed model (GLMM) on the number of recalled items, with WM domain and each individual motor process as a factor. If a motor process required resources in WM, we expected a main effect of its associated factor. If the process was domain-specific, we expected an interaction of its associated factor with WM domain.

Results showed significant main effects of retention, z = -3.764, p < .001, R2β* = .017, planning, z = -4.678, p < .001, R2β* = .026, and execution, z = -5.352, p < .001, R2β* = .030, indicating that each of these processes on its own reduced the recall performance. We found a significant interaction with WM domain for planning, z = 2.133, p = .033, R2β* = .005, and execution, z = 2.576, p = .001, R2β* = .008 (reflecting a larger disruptive effect on spatial than on verbal WM), but not for retention.

Our findings indicate that each individual motor process requires resources in WM. However, only motor planning and execution are domain-specific processes closely linked to spatial WM, whereas retention appears to be non-domain specific. This pattern of results is consistent with the idea that access and manipulation of motor information are the source of conflict between motor processes and spatial WM, while mere retention of information is not.

 
9:00 - 10:00AK23: Gesundheit
Ort: V 7.11
Chair der Sitzung: Kathrin Wunsch, Karlsruher Institut für Technologie
 

Projekt „Wendepunkt“ – Niederschwellige Angebote für mentale Gesundheit im Spitzensport durch das ÖBS

Andrea Engleder

ÖBS Sportpsychologisches Kompetenzzentrum, Wien

Durch die mediale Präsenz von mentalen Gesundheitsproblemen von aktiven Spitzensportler:innen ist das Thema psychische Gesundheit mehr und mehr in den Fokus einer ganzheitlichen sportpsychologischen Versorgung gerückt. Mentale Stärke wird nicht mehr mit mentaler Gesundheit gleichgesetzt und es wird für die Betroffenen leichter, Symptome anzusprechen. Dennoch ist es noch ein langer Weg der Entstigmatisierung und Enttabuisierung von psychischen Symptomen und Erkrankungen im Bereich des Spitzensports, wo jeder glänzen und stark sein will oder muss. Das Projekt „Wendepunkt“ des Österreichischen Bundesnetzwerk Sportpsychologie versucht hier seit 2021, niederschwellige Unterstützung durch Sensibilisierung und geförderte Krisenberatung anzubieten. Die Sensibilisierung erfolgt durch österreichweite Trainer:innenfortbildungen und Wissensvermittlung an Athlet:innen über Fördereinrichtungen. Für die Krisenberatung können sich Athlet:innen und Trainer:innen vertraulich an die ÖBS-Beratungsstellen wenden, wo im Erstkontakt der Bedarf erhoben wird und dann an ein:e Berater:in weitervermittelt wird. Studien (Gulliver et al., 2012) zeigen, dass es eine wichtige Voraussetzung in der Versorgung von Spitzensportler:innen rund um mentale Gesundheit ist, niederschwellige, geförderte, zeitlich und örtlich flexible Angebote durch sportvertraute Expert:innen bereitzustellen. Das Projekt „Wendepunkt“ bietet Nachwuchs- und Kaderathlet:innen und deren Trainer:innen geförderte Krisenberatung durch qualifizierte klinische Sportpsycholog:innen und Sportpsychotherapeut:innen an, um kurzfristig Entlastung, Orientierung und Stabilisierung in einer psychischen Krise zu finden. Sämtliche Situationen, wo Sportkarrieren einen Wendepunkt erreichen und der/die betroffene Sportler:in sich damit überfordert fühlt, können Anlass für die Krisenberatung sein. Das Projekt beschreibt aktuell ein Versorgungsmodell, welches in Hinblick auf die Prävention ausgewertet wird.



Sport studieren heißt gesund agieren? Schmerzmitteleinnahme und „Health Literacy“ bei Sportstudierenden

Katharina Pöppel, Maren Müller, Dirk Büsch

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Deutschland

In einer Studie mit 865 Sportstudierenden im deutschsprachigen Raum konnte gezeigt werden, dass vor fünf Jahren mehr als 56 % Schmerzmittel einnahmen (Bumann et al., 2020). Das Ausmaß ist somit vergleichbar mit der Schmerzmitteleinnahme von Profifußballer:innen (54 %) im Turnierkontext (Leyk et al., 2023). Betrachtet man die Schmerzmitteleinnahme von Sportstudierenden aus der Perspektive von Studienergebnissen, die eine höhere Health Literacy (HL) bei sportlich aktiven gegenüber inaktiven Studierenden ausweisen (Göring & Rudolph, 2015), erscheint die Schmerzmitteleinnahme im Sportstudium zunächst höher zu sein, als ihre angenommene HL erwarten ließe. HL, d. h. die Kompetenz, das Wissen, die Motivation und das Handeln mit gesundheitsbezogenen Informationen beginnt am Beispiel Schmerzmittel mit dem Verständnis, wie man sich über Schmerzmittel informiert und reicht bis zu einer reflektierten Entscheidung, die mit einer reduzierten Schmerzmitteleinnahme einhergehen sollte (vgl. Sørensen et al., 2012). Dennoch scheinen insbesondere sportpraktische Prüfungen eine erhöhte Schmerzmitteleinnahme zu begünstigen (Bumann et al., 2020). Der Beitrag prüft die aktuelle Schmerzmitteleinnahme bei Sportstudierenden im Kontext sportpraktischer Prüfungen unter Berücksichtigung des angenommenen Zusammenhangs mit HL.

Die Datenerhebung erfolgte als Online-Umfrage mittels LimeSurvey im November 2022 und fokussierte auf Sportstudierende, die im letzten und vorletzten Semester an sportpraktischen Prüfungen teilgenommen hatten. Die Umfrage umfasste die Schmerzmitteleinnahme, die Einschätzung von Nebenwirkungen sowie die HL der Studierenden mittels des deutschsprachigen Fragebogens HLS-EU-Q16 (Röthlin et al., 2013). In die Auswertung gingen die Daten von 155 Studierenden (52.3 % weiblich; MAlter = 23.50, VB = 20-39 Jahre) ein.

47.7 % der Sportstudierenden nehmen Schmerzmittel im Kontext sportpraktischer Prüfungen und Lehrveranstaltungen ein. Am Beispiel Ibuprofen zeigt sich, dass im Vergleich zur Situation vor fünf Jahren weniger Schmerzmittel eingenommen werden (p = .02, h = .20), aber die Schmerzmittelprävalenz weiterhin als hoch einzuschätzen ist. Ein systematischer Zusammenhang zwischen Schmerzmitteleinnahme und HL kann statistisch nicht abgesichert werden (rs = .03, p = .79). Sportstudierende, die Schmerzmittel einnehmen, neigen mehrheitlich zu einer Unterschätzung von Nebenwirkungen und holen nur zur Hälfte ärztlichen Rat ein (51.4 %). Studienfortschritt und HL weisen einen schwach positiven Zusammenhang auf (rs = .23 [95 % KI: .07, .38], p = .004), wobei 74.7 % der Studierenden eine als unzureichend einzustufende HL zeigen.

Das Ausmaß der Schmerzmitteleinnahme bei Sportstudierenden befindet sich im Vergleich zu Bumann et al. (2020) auf einem niedrigeren, aber weiterhin hohen Niveau, auch wenn man hierbei den geringeren Stichprobenumfang entsprechend berücksichtigt. Die Daten deuten auf eine wenig informierte Schmerzmitteleinnahme und eine unzureichende gesundheitsbezogene Handlungsfähigkeit im Mikrosystem Universität hin. In Anbetracht möglicher gesundheitsschädlicher Konsequenzen einer unreflektierten Schmerzmitteleinnahme liefert die Studie Ansatzpunkte, dass eine Förderung der HL sowie die Entwicklung von Unterstützungsmaßnahmen im Sportstudium mehr Berücksichtigung finden sollte.



Effectivity of a family-based mobile health intervention to promote physical activity and healthy eating – results of the SMARTFAMILY2.0 trial

Janis Fiedler, Alexander Woll, Kathrin Wunsch

Karlsruher Institut für Technologie, Deutschland

Mobile health interventions are promising tools to deliver health behavior change interventions due to their adaptability and wide reach. The SMARTFAMILY study aimed to evaluate the effectiveness of a theory and behavior change techniques (BCTs) based mobile health intervention within families for behavior change in physical activity (PA) and healthy eating (HE). The study was a cluster-randomized control trial for adults and children who are sharing a common everyday life and live together as a family (see Wunsch et al, 2020). The SMARTFAMILY2.0 trial included a baseline assessment (T0) over one week, followed by a three-week intervention with - among other BCTs - collaborative goalsetting and a just-in-time adaptive intervention on the application (intervention group) or a no-treatment period (control group). Directly after this period a second assessment over one week (T1) took place and four weeks later a follow-up was assessed using questionnaires only (T2). The main outcomes were self-reported and device-based measured PA, self-reported HE, and secondary domain-specific outcomes included intrinsic motivation, self-efficacy, and the family health climate. Results will be analyzed using a general linear mixed model with random intercepts which accounts for participants being nested within families. Data from 51 families (intervention group: 26 families with 98 participants; control group: 25 families with 94 participants) will be used for the analyses. Results regarding a group x time interaction for any PA or HE measure will be reported. Additionally, the association of the secondary outcomes self-efficacy, intrinsic motivation, and family health climate with the PA and HE outcomes will be explored. Finally, the individual development of participants and families will be screened for responder/non-responder patterns. Calculation of the results is currently in progress and the results will be fully available at the conference. Limitations of the study include that the age of children varied a lot as older and younger siblings were also included, the sample was already quite active at baseline, and data collection was conducted during the Covid-19 pandemic which might have influenced the results due to the restrictions even though we only collected data when schools were open. This pre-registered and well-powered study will enhance our understanding of mHealth interventions within the family setting and the covariates allow us to explore the results from different perspectives.



A synthesis of frameworks and future directions for just-in-time adaptive interventions in mobile physical activity interventions

Kathrin Wunsch, Janis Fiedler, Alexander Woll

Karlsruher Institut für Technologie, Deutschland

Mobile health (mHealth) solutions seem to be a promising approach to tackling a sedentary lifestyle in modern society. They have the potential to identify situations when people are likely to engage in unhealthy behavior or when they face opportunities to perform healthy behaviors. These situations can serve as triggers to manipulate current behavior, defined as just-in-time adaptive interventions (JITAIs) by using real-time behavioral data. The current position paper aims to provide a “think piece” by synthesizing evidence into a short conceptual overview of JITAI research by creating a framework and discussing future directions of JITAI research with a focus on PA interventions. Most existing JITAI studies show considerable methodological constraints regarding effectiveness measures, i.e. regarding sample size, study design, and reporting of JITAI features. Due to the novelty of this research topic, most studies focus on feasibility rather than on the examination of effectiveness in order to aggregate basic knowledge about JITAIs. In conclusion, JITAIs are a promising feature in mHealth applications, however, showing a lack of theoretical underpinning until today. To summarize evidence on JITAI implementation research and to provide some guidance, the following key features were identified: a JITAI should 1) correspond to real-time needs; 2) adapt to input data; 3) be system-triggered; 4) be goal-oriented; and 5) be customized to user preferences. These features aim to provide first insights into how to guide researchers and practitioners when developing and reporting JITAI features implemented in mHealth interventions. Even though JITAIs are a very promising data-based approach for behavior change, participants' opinions and preferences have to be considered when designing such interventions. The goal is to empower participants to change their behavior using subtle and frequent reminders and not to force them towards a goal. If participants are involved in the decision-making, the algorithm benefits as well and will fit the preferences far better than by device-based measured data alone. Another important aspect is data security. As this kind of intervention uses a large amount of personal data in real-time, scientists have to be extra careful in setting up encrypted connections and choosing the right server. Concluding from the existing knowledge, the potential of machine learning and deep learning principles for JITAIs regarding mHealth should be further explored and established.

 
10:00 - 10:30Kaffeepause
Ort: Foyer: PWR7
10:30 - 11:30AK24: Diagnostik
Ort: V 7.01
Chair der Sitzung: Sören D. Baumgärtner, Goethe-Universität Frankfurt am Main
 

A validation study for the German version of the Feeling Scale and Felt Arousal Scale for a progressive muscle relaxation (PMR) exercise

Kristin Thorenz1, Andre Berwinkel2, Gorden Sudeck3, Matthias Weigelt1

1Department of Sport and Health, University of Paderborn; 2University Clinic for Psychiatry and Psychotherapy (EvKB), University of Bielefeld; 3Institute of Sports Science, University of Tübingen

The aim of the present study is to proof the construct validity of the German version of the Feeling Scale (FS) and the Felt Arousal Scale (FAS) by Maibach et al. (2020), who previously validated both scales for a high-intensity bicycle ergometer task, for a low-intensity progressive muscle relaxation (PMR) exercise. 228 participants (137 females; age = 21.9 ± 2.3 years) conducted a low-intensity PMR exercise for 45 minutes and completed a battery of questionnaires in a pretest-intervention-posttest design: The Self-Assessment Manikin (SAM; Bradley & Lang, 1994) with three subscales (pleasure, arousal, dominance) was included to examine the self-other agreement to proof the construct validity of the two single-item questionnaires FS and FAS. For convergent validity, the correlation analyses revealed the expected significant positive correlations for the valence dimension between the FS and the subscale SAM-Pleasure (r = .67, p < .001, R2 = .45) and for the arousal dimension between the FAS and the subscale SAM-Arousal (r = .31, p < .001, R2 = .09). A statistical test of the effect sizes using Fisher’s z-Transformation revealed that the correlations for the valence dimension and for the arousal dimension were of similar size as in the Maibach et al. (2020) study. For the discriminant validity, the FS and the SAM-A (r = -.05) and the FAS and the SAM-P (r = -.09) did not correlate significantly, indicating that both scales indeed measure different constructs. Interestingly, the FS and the FAS (r = -.15, p < .05, R2 = .02) correlated significantly with a small effect size, yielding that an increased feeling of pleasure after the PMR exercise goes along with a decrease of arousal. This was also reflected with significant effects for the magnitude of change from pretest to posttest for the FSchange [t(227) = 4.748, p < .001, d = .31] and the FASchange [t(228) = 8.296, p < .001, d = .55]. Together, the pattern of results confirms the use of the German version of the FS and the FAS by Maibach et al. (2020) to measure the affective response for a low-intensity PMR exercise.



Deutsche Validierung des Pathologischen Muskulositäts-Orientierten Essverhaltenstests (MOET) und Assoziierte Sportaktivität

Hanna Wachten, Jana Strahler

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Institut für Sport und Sportwissenschaft, Arbeitsbereich Sportpsychologie, Deutschland

Auf Athlet:innen lastet häufig, insbesondere im Leistungssport der Druck, ihre Körperkompositionen entsprechend ästhetischer oder leistungsorientierter Normen anzupassen. Daher liegen insbesondere in ästhetischen und Ausdauersportarten erhöhte Auftretenswahrscheinlichkeiten für gestörtes Essverhalten und Essstörungen vor, die Wohlbefinden und Leistung der Athlet:innen einschränken. In Forschung und Praxis liegen bereits Screening-Instrumente für die Risiken und Symptome der gängigen Essstörungen vor. Sie werden in der Literatur jedoch kritisiert, nicht alle Formen gestörten Essverhaltens adäquat zu adressieren. Rigide Ess- und Sportverhaltensweisen zum Aufbau von Muskulatur können ebenfalls mit psychosozialen Einschränkungen und psychischer Belastung einhergehen. Daher wurde im Englisch-sprachigen Raum der Muscularity-Oriented Eating Test (MOET; Murray et al. 2019) entwickelt, um eindimensional auf 15 Items pathologisches Muskulositäts-orientiertes Essverhalten zu erfassen. Ziel dieser Studie ist daher, den MOET auf Deutsch zu validieren und assoziierte Sportaktivitäten in der Allgemeinbevölkerung zu identifizieren.

Dazu wird die deutsche Übersetzung des MOET zusammen mit weiteren Instrumenten einer Stichprobe von mindestens 210 Personen (mindestens 105 Männer) in einer webbasierten Umfrage vorgelegt. Die faktorielle Validität soll entsprechend der Originalfassung des Fragebogens getrennt für Männer und Frauen mithilfe von Faktoranalysen überprüft werden. Die Kriteriumsvalidität wird durch Korrelationen mit Fragebögen zu Muskeldysmorphie (MDDI; Zeeck et al., 2018), Essstörungspathologie (EDE-Q; Hilbert & Tuschen-Caffier, 2016), psychischer Belastung (BSI-18; Franke et al., 2011) und Einschränkungen in psychosozialen Lebensbereichen (CIA; Bohn & Fairburn, 2008) untersucht werden. Die Zusammenhänge von Sportaktivität (BSA; Fuchs et al. 2015) getrennt nach Sportarten (Ausdauersport; Kraft- & Fitnesssport; Kampfsport; Ästhetische Sportarten; Gesundheitssport; Rehasport; Antigravitationssport; Ball- & Teamsport; Technische Sportarten) mit Essstörungspathologie und pathologischem Muskulositäts-orientiertem Essverhalten werden vergleichend in zwei multiplen Regressionen analysiert.

Die webbasierte Erhebung in der Allgemeinbevölkerung ist noch nicht abgeschlossen. Die Ergebnisse werden auf der Tagung präsentiert. Die Bereitstellung des Fragebogens MOET in deutscher Sprache soll die Erfassungsmöglichkeiten gestörten Essverhaltens – auch mit Fokus auf Muskulosität – ergänzen, um die Identifizierung und Versorgung Betroffener zu gewährleisten und damit die frühzeitige Prävention und Intervention, vor allem auch im Leistungssport als möglicher Risikokontext, sicherzustellen.



Deutsche Übersetzung und Pilotierung des Sport Mental Training Questionnaire (SMTQ)

Steven Wezel1, Lena Kluge2

1Universität Bremen; 2Kluge Psychologie

Mentales Training bietet im Sport durch die Optimierung psychologischer Faktoren die Möglichkeit zur Leistungsverbesserung (Weinberg & Gould, 2011). Eine Methode zur Erfassung der mentalen Leistungsfähigkeit ist der englischsprachige Sport Mental Training Questionnaire (SMTQ; Behnke et al., 2019). Dieser erfasst mit 20 Items die Ausprägung in den fünf Subskalen grundlegende mentale Fähigkeiten, Wettkampffähigkeiten, interpersonale Fähigkeiten, Selbstgespräche und mentale Visualisierung. Im Rahmen von sportpsychologischen Konsultationen bedarf es neben dem persönlichen Gespräch zwischen Berater und Klient auch Fragebögen, die einen Überblick über Ausprägungen der Sportler und Sportlerinnen in verschiedenen mentalen Komponenten geben. Durch die Übersetzung von Fragebögen wie dem SMTQ, die bereits in anderen Ländern zur Anwendung kommen, kann sowohl der Bedarf an deutschsprachigen Evaluationsinstrumenten in der Sportpsychologie bedient sowie die interkulturelle sportpsychologische Forschung unterstützt werden.

Nach gängigen Richtlinien für die Übersetzung von Fragebögen mit Selbsteinschätzung nach Beaton wurde aus der englischen Version eine deutsche erarbeitet (2000). Die englische Version wurde hierfür von zwei Übersetzern mit unterschiedlichen Profilen (informierter Experte vs. naiver Übersetzer) ins Deutsche übersetzt. Anschließend wurde die Synthese dieser beiden Übersetzungen von zwei Englisch-Muttersprachlern rückübersetzt, um die Abweichungen mit der Ursprungsversion zu analysieren. Der gesamte Prozess stand unter der Supervision eines Expertenkomitees, das aus den Übersetzern sowie Fachleuten aus Sprachwissenschaften und Sport- und Wirtschaftspsychologie bestand. Ein Pretest wurde an einer Stichprobe (N=30) durchgeführt, um potenzielle Unstimmigkeiten aufzudecken. Hierbei beantworteten die per Univerteiler rekrutierten Probanden und Probandinnen im Rahmen einer Onlinebefragung den SMTQ und wurden anschließend gebeten, Verständnisprobleme oder unklare Formulierungen anzumerken.

Das durchschnittliche Alter betrug 24.6 Jahre (SD=3.1 Jahre) und 53.3% der Befragten waren männlich (43.3% weiblich, eine Person ohne Angabe zum Geschlecht). Alle vier durch den SMTQ unterschiedenen sportlichen Level waren in der Stichprobe vertreten (Freizeit, Verein, National, International). Die Befragten waren durchschnittlich seit über 10 Jahren in ihrem Sport aktiv (M=10.38, SD=6.48) und verbrachten 4.8 Stunden pro Woche mit Training (SD=1.69). Durch die Methodik gelang es, Hilfstexte und Items unter Einhaltung der angestrebten Äquivalenz auf semantischer, idiomatischer, konzeptueller und Erfahrungsebene zu übersetzen (Guillemin et al., 1993). Potenzielle Ambiguitäten wurden aufgedeckt und im Expertenkomitee diskutiert. Insgesamt liegt eine konsistente deutsche Übersetzung vor.

Der deutsche SMTQ bietet bei erfolgreicher Validierung ein zeitökonomisches Instrument zur Erfassung der mentalen Leistungsfähigkeit von Sportlern und Sportlerinnen und bedient damit den Bedarf sportpsychologischer Maßnahmen im deutschen Sprachraum. Geplant ist eine hybride Validierung im Online- sowie paper-and-pencil-Format zum Vergleich der Varianten. Zielgruppe sind Sportler und Sportlerinnen des gesamten Leistungsspektrums von Hobby bis internationaler Profi. Das 5-Faktoren-Modell wird mittels konfirmatorischer Faktorenanalyse getestet und der Modellfit bestimmt. Die Reliabilität wird durch interne Konsistenz und Test-Retest-Korrelation ermittelt. Des Weiteren sollen interkulturelle Evaluationen stattfinden, basierend auf den bereits bestehenden (Englisch, Litauisch, Polnisch, Türkisch, Persisch) und aktuell in Entwicklung befindlichen Sprachversionen (Deutschland, Ungarn, Brasilien, Portugal, Litauen, Rumänien, Philippinen, Indonesien, Malaysia).



Psychometrische Eigenschaften der deutschsprachigen Version des Coach-Athlete-Relationship-Maintenance Questionnaire (CARM-Q-D)

Sören D. Baumgärtner, Christina Korn

Goethe-Universität Frankfurt am Main, Deutschland

Das COMPASS-Modell (Rhind & Jowett, 2010, 2012) nennt sieben relevante Strategien zur Aufrechterhaltung einer konstruktiven Beziehung zwischen Trainer(inne)n und denen von ihnen betreuten Athlet(inn)en. Das Akronym steht stellvertretend für diese Strategien bzw. die Subskalen des Coach-Athlete-Relationship-Maintenance Questionnaire (CARM-Q): Conflict Management (Konfliktmanagement), Openness (Offenheit), Motivation, Preventative (Vorsorge), Assurance (Rückhalt), Support (Unterstützung) und Social Network (Soziales Netzwerk). Ziel der Studie ist es, die deutsche Übersetzung dieses Fragebogens (CARM-Q-D; Rhind & Jowett, 2012) auf seine psychometrische Güte hin zu überprüfen.

In einer ersten Onlinestudie wurden N = 138 Sportler(innen) im Alter zwischen 14-55 Jahren (M = 24.5 Jahre, SD = 7.34 Jahre, 62.8 % weiblich) und einer sportlichen Partizipationsdauer von durchschnittlich 13.6 Jahren (SD = 6.49 Jahre) gebeten, den CARM-Q-D auszufüllen. Die Itemanalyse liefert mittlere Schwierigkeitsniveaus für alle 28 Items. 24 Items weisen zudem eine hohe Trennschärfe auf (.53 ≤ r ≤ .81), während die restlichen vier Items lediglich mittlere Trennschärfe zeigen (.32 ≤ r ≤ .48).

Die Homogenität lässt sich für sechs der sieben Subskalen als bezeichnen (.73 ≤ α ≤ .92; Subskala Offenheit: α = .60). Die Interkorrelationen der Subskalen liegen erwartungskonform zumeist im niedrigen bis mittleren Bereich (.22 ≤ r ≤ .77) und auch die faktorielle Struktur der Skala fällt hypothesenkonform aus. In der konfirmatorischen Faktorenanalyse weist das Sieben-Faktor-Modell den besten Modelfit auf (χ²(329) = 603.0, p < .001, CFI = .89, RMSEA = .08). Die konvergenten und diskriminanten Zusammenhänge mit anderen Skalen (Leadership Scale for Sports, LSS-D, Linde et al., 2013; Coach-Athlete-Relationship-Questionaire, CART-QR-D, Ohlert, 2018; Fragebogens zum Trainer-induzierten Empowerment Klima, FTEK, Ohlert & Schäfer-Pels, 2021) entsprechen den Annahmen. Die kriterienbezogene Validität liegt für die interpersonale Zufriedenheit (LSS-D, Linde et al., 2013) zwischen r = .40 und r = .69.

Die 7-Tage-Retest-Reliabilität, die aktuell in einer zweiten Studie geprüft wird (N = 38; Alter: Range = 17-51 Jahre, M = 25.1 Jahre, SD = 6.44 Jahre; 52.6 % männlich), liegt für die Subskalen, ersten Analysen zufolge, zufriedenstellend zwischen rtt = .65 und rtt = .87.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die vorgelegte Übersetzung ein reliables und valides Maß darstellt, Strategien zur Aufrechterhaltung der Beziehung zwischen Athlet(inn)en und Trainer(inne)n zu messen.

 
10:30 - 11:30AK25: Im Fokus: Psychische Gesundheit im Nachwuchsleistungssport
Ort: V 7.02
Chair der Sitzung: Jana Strahler, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Chair der Sitzung: Ines Pfeffer, MSH Medical School Hamburg
 

Im Fokus: Psychische Gesundheit im Nachwuchsleistungssport

Chair(s): Jana Strahler (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland), Ines Pfeffer (Medical School Hamburg, Deutschland)

Körperliche Aktivität und regelmäßiger Sport ist für jeden Menschen, unabhängig vom Alter, von Vorteil. Gerade die Adoleszenz bildet hier eine relevante Lebensphase, da diese auf vielen Ebenen eine Phase der Veränderung darstellt und mit Stress verbunden sein kann. Die meisten psychischen Störungen treten in der Jugend und im frühen Erwachsenenalter auf, wobei etwa die Hälfte dieser Störungen in der mittleren Adoleszenz auftritt. Der Sport bietet zwar eine Reihe von Vorteilen für das körperliche und mentale Befinden, doch für junge Menschen, die sich leistungssportlich betätigen, kann der Sport eine zusätzliche Stressquelle darstellen. Das intensive Training und die Wettbewerbsanforderungen an junge Sportler:innen können die Anfälligkeit für psychische Symptome und Störungen in einer ohnehin schon schwierigen Entwicklungsphase erhöhen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Spitzensport, der durch zunehmende Professionalisierung und Spezialisierung gekennzeichnet ist. Zu den potenziellen Stressfaktoren für jugendliche Spitzensportler:innen gehören Leistungsdruck und Perfektionismus, Burnout, Aufrechterhaltung des akademischen und sozialen Gleichgewichts, zwischenmenschliche Konflikte oder Missbrauch, Verletzungen und Gehirnerschütterungen, sozialer Druck hinsichtlich Körperbild und Gewicht sowie ein gestörter Schlaf. Zusätzlich wird berichtet, dass viele junge Sportler:innen keine Bewältigungsstrategien erlernt haben, die ihnen helfen könnten, die Auswirkungen eines solch stressigen Umfelds abzumildern.

Dieses Transfersymposium bringt Forschung, Prävention und Klinik zusammen und möchte einen wechselseitigen Wissenstransfer anregen. Die drei Beiträge dieses Symposiums nehmen dabei unterschiedliche Perspektiven ein (Prävention und Therapie) und bringen verschiedene Professionen zusammen (Sportpsycholog:innen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut:innen).

Im ersten Beitrag stellen Walter und Kolleg:innen „2Steps4Health – Ein zweistufiges Präventionsprojekt zur Förderung der psychischen Gesundheit von Nachwuchsleistungsathlet:innen“ vor. Das zweistufige Präventionsprogramm soll psychischen Belastungen z.B. depressiven Symptomen von jungen Leistungsathlet:innen vorbeugen, diese frühzeitig erkennen und bei Vorhandensein psychotherapeutisch behandeln. Das Projekt befindet sich gerade in der Startphase der Durchführung. Im zweiten Projekt stellen Kaiser und Schmitz Daten der LIFENET Studie vor, die zum einen die psychische Belastung von Nachwuchleistungssportler:innen nachzeichnet, als auch entwickelte Versorgungsangebote evaluiert. Im dritten Beitrag berichtet Kauczor-Rieck zu Besonderheiten in der kinder- und jugendpsychotherapeutischen Behandlung von psychisch belasteten/erkrankten Nachwuchsleistungssportler:innen. Dieser Beitrag stellt außerdem eine Initiative der AG Sportpsychiatrie der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.V. vor, ein Netzwerk an Kinder- und Jugendpsychiatern und -psychotherapeuten aufzubauen, die eine Expertise in den Besonderheiten des Leistungssports haben und Behandlungsangebote unterbreiten können.

 

Beiträge des Arbeitskreises

 

2Steps4Health – Ein zweistufiges Präventionsprojekt zur Förderung der psychischen Gesundheit von Nachwuchsleistungsathlet:innen

Nadja Walter1, Johanna Kaiser2, Barbara Braun3, Lisa Oppitz1, Josepha Richter2, Julian Schmitz2
1Universität Leipzig, Sportwissenschaftliche Fakultät, Professur Sportpsychologie, 2Universität Leipzig, Fakultät für Lebenswissenschaften, Professur Klinische Kinder- und Jugendpsychologie, 3Hochschule Macromedia

Berichte wissenschaftlicher Untersuchungen zu Prävalenzraten von psychischen Störungen bei Athleten:innen sowie personen- und umweltbezogenen Risikofaktoren lassen den Leistungssport als Gefahr für die psychische Gesundheit von Athleten:innen erscheinen (z.B. Reardon et al., 2019). Besonders Nachwuchsleistungsathlet:innen zeigen eine erhöhte Vulnerabilität für psychische Störungen, welche sich z.B. in signifikant höheren Prävalenzraten im Vergleich zu erwachsenen Leistungssportler:innen widerspiegelt (z.B. Frank et al., 2013; Junge & Feddermann-Demont, 2016; Jensen et al., 2018). Zudem weisen Studien darauf hin, dass sich bei einem frühen Krankheitsbeginn häufiger eine erhöhte Wiedererkrankungsrate sowie ein schwererer Verlauf der psychischen Störung, beispielsweise einer Depression, zeigen können (z.B. Pietsch et al., 2012). Daher sollten bestehende psychische Belastungen und Beanspruchungen möglichst frühzeitig erkannt und entsprechende Unterstützungsmöglichkeiten verfügbar gemacht werden. Das Ziel dieses – von der Robert-Enke-Stiftung geförderten – Projektes ist die Förderung der psychischen Gesundheit von Nachwuchsleistungsathlet:innen. Mit Hilfe der Entwicklung, Evaluation und langfristigen Implementierung eines zweistufigen Präventionsprogramms soll psychischen Belastungen und damit beispielsweise auch depressiven Symptomen von jungen Leistungsathlet:innen vorgebeugt, diese frühzeitig erkannt und bei Vorhandensein psychotherapeutisch behandelt werden. Das zweistufige Präventionsprogramm besteht aus einer universellen Prävention (Stufe 1) und einer indizierten Prävention (Stufe 2). In Präventionsstufe 1 lernen die Teilnehmenden im Rahmen von drei Workshops wichtige Grundlagen zu gesundheitsrelevanten Themen wie Stress und Stressverarbeitung, Kommunikation und Interaktion sowie physiologische Bedingungsfaktoren (z.B. gesunder Lebensstil) kennen und entwickeln Strategien zur Belastungsreduktion für den privaten und sportlichen Alltag. In Präventionsstufe 2 werden in einer Kleingruppe über mehrere Wochen hinweg Strategien zum Umgang mit negativen Gedanken erlernt sowie Übungen zur Selbstwertstärkung und Verbesserung der sozialen Kompetenz durchgeführt. Die Inhalte aus Stufe 1 werden hier mithilfe etablierter kognitiv-verhaltenstherapeutischer Methoden vertieft. Während Stufe 1 für alle Nachwuchsleistungsathlet:innen gedacht ist, richtet sich Stufe 2 speziell an Athlet:innen, die bereits erhöhte Belastungssymptome wie bspw. Depressivität, Trauer, Angst, Stress oder Selbstzweifel berichten. In beiden Präventionsstufen werden validierte Messinstrumente zum prä-post-follow-up-Zeitpunkt eingesetzt, wie z.B. der Youth-Self-Report (YSR 11-18, Döpfner et al., 2014) oder der Fragebogen zur Stressverarbeitung für Kinder und Jugendliche (SVF-KJ, Hampel & Petermann, 2016). Parallel hierzu sind weitere Messinstrumente zur Erhebung von Kompetenzen, aber auch hinsichtlich des Qualitätsmanagements geplant. Im Rahmen von drei großen Arbeitspaketen – Auftakt und Entwicklung, Durchführung und Evaluation sowie Transfer und langfristige Implementierung – soll das Projekt in den Jahren 2023 und 2024 umgesetzt werden. Zum aktuellen Zeitpunkt wird im Rahmen des ersten Arbeitspaketes der offizielle Start des Projektes vorbereitet.

 

LIFENET – ein Angebot für psychisch belastete Nachwuchsleistungssportler:innen

Johanna Kaiser, Julian Schmitz
Universität Leipzig, Fakultät für Lebenswissenschaften, Klinische Kinder- und Jugendpsychologie

Aktuell werden nach Angaben des DOSB allein an den 43 Eliteschulen des Sports in Deutschland ca. 11.500 Nachwuchs-Leistungssportler:innen gefördert . Die Gesamtzahl der aktiven Nachwuchsathlet:innen dürfte jedoch deutlich höher sein, wenn man bedenkt, dass bei weitem nicht alle eine Eliteschule des Sports besuchen. Eine Leistungssportkarriere bedeutet in aller Regel eine starke Stressbelastung, die unter anderem durch einen permanenten Leistungsdruck, starke körperliche Beanspruchungen und der mitunter sehr schwierigen Vereinbarkeit von Schule und Sport gekennzeichnet ist. Epidemiologische Studien legen nahe, dass psychische Störungen im Nachwuchsleistungssport häufig sind und einzelne Störungsbilder sogar eine deutlich erhöhte Prävalenz im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung aufweisen (z.B. Markser & Bär, 2019). Trotz der hohen Relevanz von psychischen Erkrankungen im Nachwuchsleistungssport fehlt es jedoch bisher an einem empirisch fundierten psychotherapeutischen Versorgungsansatz für Nachwuchsathlet:innen sowie für relevante Bezugspersonen.

In unserem Projekt wird ein klinisch-psychologisches Interventionskonzept für jugendliche Leistungssportler:innen entwickelt und empirisch evaluiert. Neben einer Datenerhebung zur psychischen Belastung von Nachwuchleistungssportler:innen umfasst das Projekt eine Reihe von Versorgungsangeboten. Dazu gehören Informationsveranstaltungen für Schüler:innen und Bezugspersonen zur Aufklärung über psychische Erkrankungen, Spezialsprechstunden als niederschwelliges Beratungsangebot, Gruppenangebote in Kooperation mit dem 2Steps4Health-Projekt, welches von der Robert-Enke-Stiftung gefördert wird, sowie die Weitervermittlung in sportpsychologische Beratungen oder psychotherapeutische Behandlungen. Alle Interventionsteile wurden mittels Selbstberichts-Fragebögen anonymisiert oder pseudonymisiert evaluiert.

Unsere Ergebnisse zeigen deutlich, dass Jugendliche im Nachwuchsleistungssport nicht weniger psychische Beanspruchungen berichten als Jugendliche ohne Leistungssportkarriere. Beispielsweise gaben 40% der befragten Athlet:innen (N=53) überdurchschnittlich hohe internale Belastungssymptome im Youth Self Report (YSR/11-18R, Döpfner et al., 2014) an. Zudem zeigten sich in der Auswertung klinisch auffällige Werte bei fast 12% der Befragten für die DSM-orientierte Subskala Depressive Symptome sowie bei fast 10% für die Subskala Angstsymptome. Die Evaluationsdaten zu den Versorgungsangeboten des Projekts belegen, dass die teilnehmenden Leistungssportler:innen und Bezugspersonen diese als hilfreich bewerteten und weiterempfehlen würden. So zeigte sich beispielsweise ein signifikanter Anstieg des Wissens über Depressionen und Angststörungen durch Informationsworkshops, während sich Stigmatisierungstendenzen signifikant reduzierten. Zudem berichteten die Workshop-Teilnehmenden signifikant mehr Selbstsicherheit im Umgang mit betroffenen Personen.

 

Wo liegen die Besonderheiten in der kinder- und jugendpsychotherapeutischen Behandlung von psychisch belasteten/erkrankten Nachwuchsleistungssportlern?

Katja Kauczor-Rieck
Universitätsklinikum des Saarlandes und Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

In der Gruppe der Leistungssportler:innen zeigt sich, dass es ebenso zum Auftreten von psychischen Erkrankungen kommen kann, wie in der Gruppe der Nicht-Leistungssportler:innen. Darüber hinaus gibt es leistungssportspezifische Faktoren, wie zum Beispiel die frühe Spezialisierung auf eine Sportart, Leistungsdruck, und Erwartungen des Umfelds, Entwicklung einer Sportler-Identität etc., die ein zusätzliches Risiko für die Entwicklung einer psychischen Erkrankung darstellen können und wesentliche Relevanz in Bezug auf das Störungsmodell und damit auch für die psychotherapeutische Behandlung der Leistungsportler:innen besitzen.

Immerhin 34% der Sportler:innen berichten von emotional übergriffigen/schädlichen Erfahrungen. Kinder im Leistungssport geben den sozialen Druck, also das Gefühl Leistung bringen zu müssen, um wahrgenommen zu werden, um zu gefallen und um respektiert zu werden, als die größte Belastungskomponente an.

Am Beispiel der Essstörungen im Leistungssport, können diese zusätzlichen Risikofaktoren, aber auch die Notwendigkeit des zusätzlichen Wissens um die Strukturen und Rahmenbedingungen des Leistungssports durch die jeweiligen Psychotherapeut:innen sehr anschaulich herausgearbeitet und dargestellt werden. Neben der Schnittmenge bezüglich der wissenschaftlich belegten Entstehungsfaktoren für Essstörungen kommen bei Leistungssportler:innen mit Esstörungen noch sportspezifischen Faktoren wie Verletzungen, kritische Bemerkungen von Trainer:innen und/ oder des Umfelds, Leistungssteigerung durch niedriges Gewicht, wahrgenommener sozialer Druck.

Im Rahmen der Psychotherapie spielen diese sportspezifischen, auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren der Essstörung eine wesentliche Rolle in Bezug auf das Erklärungsmodell, aber auch in Bezug auf die Möglichkeiten und den Spielraum zur Verhaltensänderung der Leistungssportler: innen bei Verbleib im System des Leistungssports. Zusätzlich müssen Behandler: innen bei Leistungsportler:innen mit Essstörungen grundlegend andere Kriterien in Bezug auf die erlaubte körperliche Aktivität, die Definition des Sportgewichts, etc. berücksichtigen. Von wesentlicher Relevanz bei der Behandlung ist auch die Berücksichtigung des kompletten und sehr komplexen Bezugsystems von Leistungssportler:innen. Neben dem in der Kinder- und Jugendlichen Psychotherapie üblichen Einbezugs der Eltern, des engeren familiären Umfeldes sowie gegebenenfalls der Schule müssen bei diesen Patient:innen auch die Trainer, gegebenenfalls auch weitere Bezugspersonen aus Leistungszentren (zum Bsp.: Stützpunkttrainer:innen, Bundestrainer:innen etc.) mit einbezogen werden um den Raum für Veränderungen zu schaffen.

Es ist deshalb unser Ziel ein Netzwerk an Kinder- und Jugendpsychiatern und -psychotherapeuten aufzubauen, die eine gewisse Expertise mit den Besonderheiten im Leistungssport haben und die den jungen psychisch belasteten Leistungssportlern zeitnah und wohnortnah ein Behandlungsangebot unterbreiten können.

 
10:30 - 11:30AK26: Schlaf
Ort: V 7.04
Chair der Sitzung: Dennis Redlich, Deutsche Sporthochschule Köln
 

The effect of total sleep deprivation on executive functions in athletes

Dennis Redlich

Psychologisches Institut, Deutsche Sporthochschule Köln, Deutschland

For athletes to perform at their best in sporting competitions, it is essential to reach an optimal competitive state (Lazarus, 2000). Athletes` sleep might be one aspect worth considering for an optimal competitive state since it plays a crucial role in their competition preparation and recovery strategy (Halson, 2013). It is, thus, not surprising that the quality and quantity of athletes` sleep influences their competitive performance (Bonnar et al., 2018). At the same time, recent reviews indicate that cognitive functions play a crucial role in competitive performance (Scharfen & Memmert, 2019). Especially executive functions seem to be able to explain athletic performance compared to basic cognitive functions (Kalén et al., 2021). However, research examining the influence of sleep deprivation on executive function in athletes has so far been neglected. Thus, we investigate the effect of total sleep deprivation on the executive functions of athletes in a cross-over design. Currently, we´re testing 52 athletes who will be sleep deprived for 24 hours. In order to examine the change in inhibition, cognitive flexibility, and working memory capacity, as executive functions, the athletes will perform a peripheral Stroop task, a cognitive flexibility puzzle, and a Corsi block-tapping task, respectively, the morning before and after sleep deprivation. Furthermore, we´ll control for individual recovery and stress, actual mood, as well as subjective and objective measures of sleep quality and quantity. Based on previous research, we expect a decrease in executive functioning after 24 hours of sleep deprivation, compared to the control measures after a habitual night of sleep. Furthermore, we assume that these differences will be more pronounced in athletes with high levels of perceived stress (Shields et al., 2016). Our findings will be presented and discussed regarding potential indications of how sleep deprivation affects athletic performance.


Der Einfluss von Trainingscharakteristika auf die Schlafarchitektur von jugendlichen Elite-Leistungssportlern

Patricia Frytz1,2, Dominik Heib2, Kerstin Hödlmoser2

1Universität Leipzig, Deutschland; 2Universität Salzburg, Österreich

Aufgrund der hohen körperlichen und mentalen Belastungen durch intensive Trainingseinheiten, Wettkämpfe und ständig hohe Leistungsanforderungen ist der Bedarf an ausreichender Erholungszeit für Leistungssportler:innen besonders hoch (Walsh et al., 2021). Dabei spielt nicht nur die Schlafdauer eine wichtige Rolle, sondern auch eine angemessene Verteilung der Schlafstadien über die Nacht (Carskadon & Dement, 2010). Während körperliche Aktivität am Tag generell schlaffördernd wirkt und eine längere Aktivitätsdauer am Tag mit kürzeren Einschlaflatenzen, einem höheren Tiefschlafanteil und einer längeren Schlafdauer in Verbindung gebracht wird, können hochintensive Trainingsbelastungen aber im Gegenteil auch zu Schlafdefiziten mit längeren Wachphasen und einem geringeren REM-Schlafanteil führen (Driver & Taylor, 2000; Kredlow et al., 2015; Shapiro et al., 1981). Vorangegangene Studien zum Einfluss von hoher Trainingsintensität auf die Schlafarchitektur zeigten bisher uneindeutige Ergebnisse (Hrozanova et al., 2020; Knufinke et al., 2018). Aus diesem Grund zielt die vorliegende Studie darauf ab, den Einfluss des Trainings auf die subjektive als auch objektive Schlafqualität in einer Kohorte von Elite-Nachwuchssportlern präziser zu untersuchen. Es wurde postuliert, dass neben einer erhöhten wahrgenommenen Trainingsintensität auch eine spätere Trainingsuhrzeit am Tag zu einem fragmentierteren Schlaf, längeren Wachzeiten und veränderter Schlafarchitektur hinsichtlich Tief- und REM-Schlaf führen. Außerdem sollte eine höhere Trainingsanzahl mit einer längeren Schlafdauer, mehr REM- und Tiefschlaf und einer geringeren Einschlaflatenz in der folgenden Nacht einhergehen.

Dafür wurden 53 männliche, jugendliche Elite-Fußballspieler (MAlter = 14.56, SDAlter = 0.68) aus einem U16 (n = 8) und drei U15 Teams (n = 45) über mehrere Nächte (mind. 3 Nächte pro Athlet) getestet. Subjektive Parameter zur Einschätzung der Trainingsintensität und der Schlafqualität wurden mittels täglicher Schlafprotokolle abgefragt, während die objektiven Schlafparameter über Aktigraphen (MotionWatch 8; Cambridge Neurotechnology, Ltd. Actiwatch ©; Cambridge, UK) und EKG-Messgeräte (eMotion FAROS 180°; Biosignals Ltd.; Pioneerinkatu 6 FI_70800 Kuopio, Finnland) erhoben wurden. Die Schlafstadienbestimmung erfolgte über einen Algorithmus, der die Klassifizierung mittels eines künstlichen neuronalen Netzwerkes auf Basis der EKG-Daten vornimmt. Die Messgenauigkeit ist vergleichbar zu Inter-Rater-Reliabilitäten von Expert:innen (Topalidis et al., 2023).

Erste Ergebnisse zeigen, dass eine höhere Trainingsintensität mit längeren Wachzeiten in der folgenden Nacht einhergeht und ein späteres Training eine längere Schlafdauer in der darauffolgenden Nacht bedingt. Außerdem führt eine einzelne Trainingseinheit (ca. 90 min) pro Tag zu einer längeren Schlafdauer und längerem REM-Schlaf als nach einem Ruhetag.

Anhand der Befunde kann die Empfehlung ausgesprochen werden, Athlet:innen gerade nach subjektiv intensiven Trainingstagen und späteren Trainingseinheiten tagsüber eine längere Erholungszeit in der Nacht zu gewährleisten.



Einfluss von Gaming auf Schlaf und Stress

Kristina Klier1, André Alesi2,3, Benedict Herhaus4, Katja Petrowski4, Klara Brixius5, Matthias Wagner1

1Institut für Sportwissenschaft, Universität der Bundeswehr München, Deutschland; 2Institut für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation, Deutsche Sporthochschule Köln, Deutschland; 3Institut für Schlaf und Regeneration GmbH, Deutschland; 4Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Deutschland; 5Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin, Deutsche Sporthochschule Köln, Deutschland

Basierend auf dem Boom der Games-Branche (Game e.V., 2022) setzt sich auch die Sportwissenschaft vermehrt mit den psychophysischen Anforderungen und Auswirkungen digitaler Spiele auseinander. Eine zentrale Forschungsfrage im Kontext von Bewegung, Spiel, Sport und mentaler Gesundheit bezieht sich auf den Einfluss von intensivem Gaming auf Schlaf und Stress. Zum aktuellen Zeitpunkt liegen nur wenige Evidenzbelege vor, jedoch deuten erste Untersuchungen auf eine verkürzte Schlafdauer, eine verminderte Schlafqualität und ein erhöhtes Stresserleben infolge intensiven Spielens (Kemp et al., 2021; Klier, Seiler, & Wagner, 2022; Lee et al., 2021; Palanichamy et al., 2020; Schmidt et al., 2020). So lassen sich bereits ab 60 Minuten Spieldauer unmittelbar vor dem Zubettgehen negative Auswirkungen bezogen auf die Bettliegezeit, die Schlafdauer sowie allgemein die Einschlaf- und Aufwachphase verzeichnen (Peracchia & Curcio, 2018) Auf Grundlage der Aufzeichnung der Herzfrequenz während des Spielens geben die Autoren zudem zu bedenken, dass die durch eine erhöhte Herzfrequenz und reduzierte Herzfrequenzvariabilität ausgelöste innere Aufgeregtheit (vgl. Arousal im Sport) nicht nur ein akut erhöhtes Stresserleben bedingt, sondern auch das Ein- und Durchschlafen in ähnlichem Maße negativ zu beeinflussen scheint (ebd.). Das Ziel dieser Studie war es daher, zu untersuchen, inwieweit sich intensives Gaming in den Abendstunden auf objektive sowie subjektive Schlaf- und Stressparameter auswirkt.

Hierzu wurden an jeweils zwei aufeinanderfolgenden Abenden/Nächten im Abstand von einer Woche der Schlaf, die Herzfrequenz und Herzratenvariabilität der Teilnehmenden (N = 33 männliche Studierende, 23,00 ± 3,53 Jahre alt) mithilfe eines mobilen EKG-Sensors (Bittum Faros Sensor) und eines Handgelenksaktigraphen (AMI Motionlogger) aufgezeichnet, mehrere Speichelproben (Melatonin und Cortisol) entnommen sowie das subjektive Empfinden erhoben. In randomisierter Reihenfolge wurde an zwei Untersuchungsabenden gegamt („League of Legends“ oder „Counter-Strike: Global Offensive“) während an den anderen beiden Abenden auf digitale Medien und Gaming verzichtet und sich der Dokumentarfilm „Unsere Erde“ Teil 1 + 2 angesehen wurde.

Die erste Auswertung der Daten zeigt eine deutliche Erhöhung der Herzfrequenz und eine Reduktion der Herzratenvariabilität (RMSSD, SDNNi, HF, LF) während des Gaming verglichen mit der Kontrollbedingung. Komplementär dazu gaben die Probanden auch subjektiv eine erhöhte Müdigkeit nach dem Film Schauen an. Dies spricht für eine Aktivierung der ersten Stressachse (Sympathikus) durch das digitale Spielen. Inwieweit dieser sympathische Akuteffekt anhält bzw. die parasympathische Schlafaktivität beeinflusst, gilt es, in der weiteren Analyse der Daten zu klären. Grundsätzlich unterstreichen diese Erkenntnisse den bestehenden Bedarf der Aufarbeitung der Schlaf- und Stressthematik als Grundlage für einen bewussten (i. e. S. gesunden) Umgang mit digitalen Spielzeiten und -verhalten.

 
10:30 - 11:30AK27: Entwicklung
Ort: V 7.11
Chair der Sitzung: Till Utesch, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
 

Associations between Physical Activity and Factors of Healthy Growing Up in Childhood and Adolescence During Covid-19 Pandemic: A Systematic Review

Dennis Dreiskämper, Lena Henning, Nils Neuber, Stefanie Dahl, Kathrin Kohake

WWU Münster, Deutschland

There is clear evidence that the Corona pandemic had several effects on human behavior due to the severe restrictions in public life (Wilke et al., 2022), especially to habits that are related to health such as sedentary behavior, sleep or diet habits or physical activity (PA). Several research studies as well as systematic reviews deal with the effects of the pandemic on these health behaviors (for PA, Stockwell et al., 2021). Many studies and reviews confirm a change of PA due to the circumstances of lockdowns and restrictions worldwide and for different age groups, especially for childhood and youth. However, the association of these PA changes with physical, psychological and social health have not been not clearly identified yet. Therefore, the research question of this systematic review was: Which relationships can be found between PA and sports behavior and factors of healthy growing up in childhood and youth during the pandemic of Covid-19? A systematic review in accordance with PRISMA guidelines (Page et al., 2020) was conducted. The review followed the recommendations for ethical publishing of systematic reviews.  In April 2022, 69,048 potential studies were identified within nine electronic databases (e.g., Web of Science, PubMed, SportDiscus, SCOPUS). The search-string was: (Corona OR COVID-19 OR SARS-CoV-2 OR Pandemic) AND (“Physical Activity” OR “Sport*” OR “Physical Education” OR games OR play) AND (Children OR Youth OR Kids OR adolescents OR “young age” OR School OR Pupils OR Students). In all, 65 studies dealing with the correlates of PA changes and sport participation with health outcomes were included in the synthesis covering relations to physical health (BMI, fitness), psychological health (depression, mental health, well-being, mood, resilience, self-concept, anxiety, stress), social health (conflicts, behavioral problems, friendships) and related health habits such as screen time, diet, media behavior or sleep. Also, associations to predictors of PA behavior such as motivation are reported. The results are discussed for differences in gender and age. With help of the synopsis, consequences for fostering physical activity are discussed as the results show the urgent need for post-pandemic interventions and political actions in childhood and adolescence.



Understanding School-Children’s Perceived Movement Skill Competence in Stability: Towards a Supervised Group Administration in Physical Education

Isaac Estevan1, Barnett Lisa2, Menescardi Cristina1, Till Utesch3

1University of Valencia, Spain; 2Deakin Univeresity Melbourne, Australia; 3University of Münster, Germany

Perceived motor competence (CM) is an integral aspect of children’s movement behaviour. Among the characteristics of instruments designed for assessing children’s perceived MC it is suggested that scales are pictorial and provide enough amount of options of response. The pictorial scale of Perceived Movement Skill Competence (PMSC) - which originally focused on measuring perceived MC in locomotor and object control skills in children - has recently been extended to also cover stability skills. However, evidence of reliability and validity of the PMSC Stability in children is lacking. Additionally, in young children around 8 years-old, the PMSC is completed using a one-on-one individual interview format. This one-on-one administration method can be time consuming. Alternatively, a supervised group administration might be as effective - especially in older children - and more efficient. The purpose of this study was to analyse evidence of validity and reliability of both scales, the PMSC and the PMSC Stability, according to the procedure of assessment (i.e., one-on-one individual interview and supervised-guided administration).

A sample of 635 primary school children (49.1% girls, 8.0-10.9 years-old) participated in this study voluntarily. Children’s perceived MC was assessed by using the PMSC (locomotion, and object control skills) and the PMSC Stability following two counterbalanced procedures: one-on-one individual interview and supervised group administration 10-14 days apart (M = 12.83 days, SD = 1.6). Confirmatory factor analyses (CFA) and Rasch’s models were conducted to examine the validity and reliability of the children’s perceived MC and their the scale perceptions.

Each CFA, for the PMSC (locomotion and object control skills) and the PMSC Stability in both procedures of administration, informed of the original hypothesized one factor models per dimension was an adequate fit. The present study showed good-to-excellent agreement between both types of administration (CFA: all CFIs > .95, RMSEAs < .05) and higher internal consistency for the supervised group administration (α > .78). However, Rasch Analyses showed that scale perception was different for one-on-one administration with better differentiation in children with lower levels of PMC compared to group administration that had better differentiation in children with higher levels of PMC as shown by the different distances of the thresholds of ICCs.

Regardless of the procedure of assessment, construct validity of the PMSC Stability in primary school children (8-11 years-old) is confirmed with similar internal consistency of the children’s responses, according to the current findings. However, the aim of an assessment should inform one-on-one or supervised group administration with regard to the target groups (e.g., talents vs. individual support) in order to ensure reliable answers with regard to PMC level.



Bewegungsförderung zwischen Theorie und Praxis – Eine Qualitative Datenanalyse zu den erlebten Barrieren der realen Welt.

Felix Arway1, Martina Kanning1, Christina Niermann2

1Universität Konstanz, Deutschland; 2Medical School Hamburg

Nach wie vor ist ein zu großer Anteil an Kindern nicht ausreichend körperlich aktiv, daher sind Bewegungsförderung und die Entwicklung eines aktiven Lebensstils zentrale Herausforderungen. Die Schule ist in Bezug auf Bewegungsförderung ein zentrales Setting. Es existieren eine Vielzahl an sorgfältig geplanten und theoriebasierten Interventionen in diesem Bereich. Das Problem ist allerdings, dass diese Interventionen - über die Effekte in kontrollierten Settings hinaus - eine insgesamt geringe Wirksamkeit zeigen. Ein Grund hierfür dürfte sein, dass es bisher an Wissen zu den tatsächlichen Lebensumständen der Menschen und den damit verbundenen Barrieren mangelt (Naylor et al., 2015). Ein häufiges Problem bei schulbasierten Interventionen ist der Einbezug der Eltern bzw. der Familie, die meist nur schlecht erreicht werden. Diese nehmen in der Bewegungsförderung von Kindern jedoch eine Schlüsselrolle. Ziel dieser Studie ist es, mittels qualitativer Interviews mögliche Barrieren zu identifizieren.

In leitfadengestützte Interviews wurden zunächst Familienexpert:innen (n = 11), wie Sozialarbeiter:innen, Lehrer:innen und Kinderärzt:innen und anschließend Familien (n = 7) zu den Herausforderungen bei der Erreichung von Familien befragt. Die befragten Familien nahmen nicht an der Intervention des übergeordneten Projektes teil, um zu gewährleisten, dass das Interview unbefangen ist. Die im Interview thematisierten Herausforderungen bezogen sich jeweils auf konkrete Alltagssituationen. Die Rekrutierung der Teilnehmer:innen erfolgte nach dem Prinzip der theoretischen Sättigung. Die Interviews wurden transkribiert und mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet, dabei wurden anhand deduktiver, wie auch induktiver Herangehensweisen Kategorien gebildet.

Häufig thematisiert wurden Lebensumstände und Gesundheitsbewusstsein. Insbesondere der Faktor Zeit schien eine große Hürde für Familien darzustellen, der sich nach inhaltlicher Interpretation allerdings der Kategorie "Prioritäten setzen" zuordnen lässt. Ein weiteres wichtiges Ergebnis ließ sich aus der Gegenüberstellung von Familien und Schulakteuren ableiten und fällt in der Bereich Kommunikation. Auf der einen Seite beschweren sich Schulen, dass Familien sich nicht genügend engagieren. Auf der anderen Seite fühlen sich Familien nicht einbezogen oder erwünscht. Selbstbestimmung beziehungsweise das Gefühl, dass in den Alltag der Familien eingegriffen wird, ist ebenfalls ein Problem, das das Kommunikationsproblem zusätzlich verstärkt. Eine Erwartungshaltung gegenüber den Familien oder das Gefühl, kontrolliert zu werden, kann die Kommunikation von Beginn scheitern lassen.

Die Ergebnisse zeigen, dass mangelnde Kooperation und Kommunikationsprobleme zentrale Barrieren darstellen, was individuelle Strategien erfordert. Durch Qualitative Interviews können Probleme vor Ort sichtbar gemacht werden. Das Erfassen subjektiver Sichtweisen der Akteure ist notwendig und der direkte Kontakt unumgänglich, um auf die Bedürfnisse der Beteiligten eingehen zu können. Darauf aufbauend können Interventionen entwickelt und implementiert werden für eine nachhaltige Verhaltensänderung.



Small talkers, tall talkers: A mixed-methods study of organic self-talk, sports performance and psycho-physiology in sixth-graders and their parents

Friederike Uhlenbrock1, Alexander Latinjak2, Marie Ottilie Frenkel1

1Universität Heidelberg, Deutschland; 2University of Suffolk, United Kingdom

Self-talk is a central aspect of human life. As depicted in the neurovisceral integration model (Thayer et al., 2012) in its marker heart rate variability (HRV), self-talk constitutes a form of self-regulation and is associated with various psychological functions. In a sports context, the positive effects of self-talk on performance relate, inter alia, to the ability to adapt to potentially adverse circumstances (i.e., resilience) and to accept and grow from suchlike experiences (i.e., mindfulness). Theoretically, self-talk is frequently classified as a deliberately employed technique. Organic self-talk, reflecting on natural psychological processes (Latinjak et al., 2019), remains understudied, especially in children. Furthermore, the social influence of significant others on the development of self-talk is unclear. To fill this gap, the present study investigated the content and frequency of organic self-talk in sixth-graders and their parents independently during three standardized sporting tasks, and associations with performance, resilience, mindfulness and self-regulation, using a mixed-methods approach.

In a school class of n = 22 students and n = 12 parents (not all parents agreed to participate), facilitative effects of goal-directed and positive-spontaneous, and debilitating effects of negative-spontaneous and stimulus-independent self-talk on performance, psychological and physiological variables were hypothesized. The influence of mindwandering was investigated exploratively.

Qualitative content analyses of semi-structured interview data identified goal-directed and spontaneous self-talk as the most frequent forms of organic self-talk, serving to regulate behavior, express bodily sensations and negative predictions. Stimulus-independent self-talk and mindwandering were less common. Organic self-talk was similar in content between students and parents, but differed in frequency of display. For quantitative analyses, total organic self-talk category values were calculated. Single linear and binominal logistic regression analyses found goal-directed and positive-spontaneous self-talk to be significant positive predictors of performance; mindwandering emerged as a significant negative predictor. Positive-spontaneous self-talk was significantly positively associated with baseline HRV in one task. No relationships were detected between self-talk, resilience and mindfulness.

Results indicate an increased occurrence of goal-directed and positive-spontaneous self-talk in performance situations. Especially the complex interplay of personal, motivational and environmental factors such as task importance, perceived engagement or arousal were identified as auspicious starting points for future research, that should also focus on experimentally investigating the direction of causality between self-talk and performance. This is of particular importance as the effects of organic self-talk on performance and self-regulation appear trainable through targeted reflexive self-talk interventions and are expected to be transferable to broader performance domains.

 
11:30 - 11:45kurze Pause
Ort: Foyer: PWR7
11:45 - 13:00Keynote 3: Albrecht Schmidt
Ort: V 7.02
Will artificial intelligence help humans gain superpowers?
13:00Abschluss
Ort: V 7.02