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Sitzungsübersicht
Sitzung
AK08: Erholungsmanagement im (Nachwuchs-) Leistungssport – Einflussgrößen und Methoden
Zeit:
Freitag, 19.05.2023:
8:30 - 10:00

Chair der Sitzung: Lisa Kullik, Ruhr-Universität Bochum
Ort: V 7.31

70 Plätze

Präsentationen

Erholungsmanagement im (Nachwuchs-) Leistungssport – Einflussgrößen und Methoden

Chair(s): Lisa Kullik (Ruhr-Universität Bochum, Deutschland)

Für ein optimales Erholungsmanagement im Leistungssport spielen die Auswahl sowie die Abstimmung von Erholungsmethoden eine große Rolle. Die aktive Erholung kann beispielsweise Cool-Down-Maßnahmen unmittelbar nach Training oder Wettkampf umfassen; zu den wichtigsten passiven Erholungsstrategien gehören hingegen Ernährung, Schlaf und Entspannungstechniken (Balk et al., 2019; Halson et al., 2019). Ein optimales Erholungsmanagement erfordert die individuelle Anpassung an die Bedürfnisse des/der Athlet*in und sollte eng mit dem Trainings- und Wettkampfplan abgestimmt sein (Kellmann et al., 2018). Dafür müssen mehrere Einflussgrößen betrachtet werden, wie z.B. Trainingsbelastung, Alter, Geschlecht, Verletzungszustand oder auch Reisebelastungen. Erholung wird dabei als multidimensionaler (u.a. physiologischer und psychologischer) und zeitbezogener Prozess verstanden (Kellmann et al., 2018).

Besonders bei Nachwuchsathlet*innen muss berücksichtigt werden, dass sie sich in der körperlichen Entwicklungsphase befinden und möglicherweise mehr Zeit für Erholungsprozesse benötigen (Bergeron et al., 2015; Burešová et al., 2021). Bei Jugendlichen muss zusätzlich die schulische Belastung berücksichtigt werden (Alfonsi et al., 2020), welche eine sorgfältige Planung und Abstimmung des Erholungsmanagements mit Trainings- und Schulplänen erfordert Es ist wichtig, die langfristige Entwicklung zu beachten und das Training sowie die Erholung dementsprechend anzupassen, um das Auftreten von Übertraining zu vermeiden. Während der Wachstumsphase ist Schlaf von besonderer Bedeutung, da während dieser Phase Muskeln, Knochen sowie das Nervensystem adaptieren. Eine erhöhte Schlafquantität kann diese Prozesse fördern. Schlafmangel wiederum kann negative Auswirkungen wie Konzentrationsschwierigkeiten, Stimmungsschwankungen, erhöhte Verletzungsgefahr oder verminderte Leistung haben, sowie Probleme mit der Gewichtsregulation verursachen (Crowley et al., 2019; Walsh et al., 2021).

Daher ist adäquater Schlaf bei Athlet*innen essenziell, um die Leistung und Erholung zu fördern. Psychoedukation zu Schlafhygienemaßnahmen kann dazu beitragen, die Schlafqualität zu verbessern und das Schlafverhalten zu optimieren (Walsh et al., 2021). Eine zentrale Schlafhygieneempfehlung umfasst die Nutzung digitaler Medien unmittelbar vor dem Schlafengehen zu reduzieren (Caia et al., 2018). Die durch die Bildschirme ausgestrahlten blauen Lichtwellen können die Melatoninproduktion beeinträchtigen und den Einschlafprozess verzögern. Auch mentale Prozesse, die durch die Nutzung digitaler Medien ausgelöst werden, können destruktiv auf den Einschlafprozess wirken. Somit kann die Nutzung dieser Medien die Schlafqualität beeinträchtigen und sich negativ auf das Erholungsmanagement und das mentale Wohlbefinden auswirken (King et al., 2014; Scott et al., 2019).

Das Ziel dieses Forschungssymposiums ist es, aktuelle Methoden und Ergebnissen aus den Forschungsprojekten "Individuelles Schlafmanagement im Nachwuchsleistungs- und Spitzensport (InSchlaf)" und „Nutzung digitaler Medien bei Nachwuchsleistungssportler*innen im Zusammenhang mit der psychischen Gesundheit (DigiMed) vorzustellen und zu diskutieren. Abschließend sollen Konzepte zur Psychoedukation präsentiert und diskutiert werden.

 

Beiträge des Arbeitskreises

 

Assessment des Schlafverhaltens im (Nachwuchs-) Leistungssport

Lisa Kullik, Asja Kiel, Michael Kellmann, Sarah Jakowski
Ruhr-Universität Bochum

Schlaf spielt eine übergeordnete Rolle im Leistungssport, da er sowohl für die körperliche als auch für die mentale Regeneration von Athlet*innen von großer Bedeutung ist (Irwin et al., 2015; Kellmann et al., 2018; Venter et al., 2014). Adäquater Schlaf kann die Leistungsfähigkeit verbessern, Verletzungen vorbeugen und die körperliche sowie mentale Belastbarkeit erhöhen. Für Erwachsene wird eine Schlafdauer von 7-9 Stunden empfohlen, für Kinder und Jugendliche 8-10 Stunden (Walsh et al., 2021). Leistungssportler*innen können jedoch aufgrund der erhöhten körperlichen Belastungen und Anforderungen mehr Schlaf benötigen (Nédélec et al., 2018). Ein Mangel an Schlaf kann zu Leistungseinbußen, verminderter Konzentration und erhöhter Verletzungsgefahr führen (Hof zum Berge et al., 2020). Im Leistungssport sind daher eine adäquate Schlafdauer sowie eine hohe Schlafqualität und eine Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus' von enormer Bedeutung (Walsh et al., 2021). Dennoch weisen Athlet*innen häufig mangelnde Schlafqualität und -quantität auf (Kölling et al., 2016; Leeder et al., 2012; Vlahoyiannis et al., 2020).

Um das Schlaf- und Erholungsmanagement von Athlet*innen zu optimieren, bietet das Monitoring des Schlafs und des Schlafverhaltens die Möglichkeit, ungünstige Verhaltensgewohnheiten und Probleme zu identifizieren (Halson, 2019). Dabei können grundsätzlich vier verschiedene Monitoringansätze differenziert werden: subjektive Schlaftagebücher, standardisierte Fragebögen, Aktigraphie und Polysomnographie (Hof zum Berge et al., 2020). Für den Einsatz im nicht-klinischen Leistungssport-Setting ist der Goldstandard Polysomnographie aus monetären sowie ökonomischen Gründen meist nicht ergiebig (Kölling et al., 2019). Eine Alternative stellt der Einsatz von bewegungsmessenden Aktigraphen und portablen Polysomnographie-Geräten dar. Letztere können über die Messung der Bewegungsaktivität hinaus zusätzlich die Schlafphasen erfassen. Mit Hilfe dieser Instrumente können Schlafparameter wie Einschlaflatenz, nächtliches Erwachen, Liegedauer und Schlafdauer objektiv erfasst werden. Gleichzeitig stellen psychometrische Verfahren wie Tagebücher und Fragebögen eine praktische, effiziente und kostengünstige Alternative oder Ergänzung dar (Nässi et al., 2017; Saw et al., 2015). Besonders in längsschnittlichen Untersuchungen hat sich das Monitoring durch Fragebögen in der sportwissenschaftlichen Forschung bewährt (Fox et al., 2020). Welcher Monitoringansatz gewählt werden sollte, hängt von den Rahmenbedingungen sowie der Zielstellung des Monitorings ab (Ibáñez et al., 2018). In den meisten Fällen bietet sich ein kombinierter Ansatz von subjektiven und objektiven Verfahren an.

In diesem Beitrag werden die methodischen Vorgehensweisen aus drei verschiedenen Studien des Forschungsprojekts InSchlaf vorgestellt. Dabei stehen vor allen Dingen die Auswahl und Anwendung von Verfahren zur Erfassung des Schlafs und Schlafverhaltens im Vordergrund sowie die zielgruppenspezifischen Anforderungen und Rahmenbedingungen der jeweiligen Untersuchungen.

 

Analyse, Auswertung und Einordnung von Schlafdaten im (Nachwuchs-) Leistungssport

Asja Kiel, Lisa Kullik, Michael Kellmann, Sarah Jakowski
Ruhr-Universität Bochum

Trotz der unbestrittenen Bedeutung des Schlafs für mentale und physische Prozesse, zeigt sich bei Athlet*innen eine hohe Prävalenz inadäquaten Schlafs. Umfangreiche und enge Trainings- und Spielpläne sowie sportartspezifische Trainingszeiten beeinträchtigen die Schlafqualität und -quantität der Athlet*innen (Walsh et al., 2021). Beispielsweise zeigte sich bei Schwimmer*innen eine deutliche Einschränkung der Schlafdauer durch frühmorgendliches Training (Gudmundsdottir, 2020; Sargent et al., 2012).

Zur Bestimmung der Schlafqualität und -quantität können verschiedene Schlafkennwerte analysiert und eingeordnet werden. Zentrale Schlafparameter stellen dabei die Verteilung der Schlafphasen über den Verlauf der Nacht, die Schlafeffizienz, die Einschlaflatenz sowie nächtliche Wachphasen (Dauer und Häufigkeit) dar (Walsh et al., 2021). Diese können anhand der Einteilungen des Expertenkonsens der National Sleep Foundation als unangemessener oder angemessener Indikator für die Schlafqualität für die jeweilige Altersstufe eingeordnet werden (Ohayon et al., 2017) sowie durch Kennwerte wie Müdigkeit oder Erschöpfung am Tag oder die wahrgenommene Erholsamkeit des Schlafes ergänzt werden (Hofmann et al., 1997). Für standardisierte klinische Schlaffragebögen wie der Epworth Sleepiness Scale (Johns, 1991) zur Erfassung der Tagesschläfrigkeit oder den Pittsburgh Sleep Quality Index (Buysee et al., 1989) zur Erhebung der subjektiven Schlafqualität liegen zudem von den jeweiligen Autoren postulierte Cut-off Werte vor, die eine Einteilung in gute oder schlechte Schlafqualität respektive unauffällige oder überhöhte Tagesschläfrigkeit erlauben. Um die besonderen Anforderungen und Bedingungen von Athlet*innen zu berücksichtigen, kann die Analyse um die Auswertung der Items der Kurzskala Erholung und Beanspruchung (Kellmann et al., 2016; Kellmann & Kölling, 2020) sowie des Fragebogens zum Schlafverhalten von Sportlerinnen und Sportlern (Driller et al., 2018; Hof zum Berge et al., 2022) ergänzt werden. Darüber hinaus können individuelle Werte in Bezug zu Gruppenmittelwerten ausgewählter, geeigneter Referenzgruppen und Vergleichsstichproben gleicher Sportart, Nationalität, gleichen Alters oder vergleichbaren Leistungsniveaus gesetzt werden.

Die genannten Kennwerte sollen anhand von Fallbeispielen in dem Symposium erläutert und eingeordnet werden, um Fragen wie „Was weist auf inadäquaten Schlaf hin? Woran erkennt man geeignete Referenzwerte? Welche Rolle spielt die individuelle Einordnung? Wie können Diskrepanzen zwischen objektiven und subjektiven Parametern erklärt werden?“ zu diskutieren. Exemplarisch sollen Polysomnographie- und Aktigraphie-Reports sowie grafisch abgebildete Erholungs- und Beanspruchungsverläufe und Verteilungen der Schlaffragebogen-Werte in ausgewählten Stichproben gezeigt und gemeinsam interpretiert werden. Eine zentrale Stichprobe stellt dabei eine Gruppe jugendlicher deutscher Nachwuchs-Leistungs-Schwimmer*innen dar, die an dem laufenden Forschungsprojekt InSchlaf zur Erfassung des Status quo des Schlafes und zur Optimierung des individuellen Schlafmanagements teilgenommen haben.

 

Assessment der Nutzung digitaler Medien im (Nachwuchs-) Leistungssport

Tim Birnkraut, Radha Fiedler, Michael Kellmann, Jahan Heidari
Ruhr-Universität Bochum

Der Zusammenhang zwischen der Nutzung digitaler Medien und der psychischen Gesundheit im Nachwuchsleistungssport ist bisher kaum untersucht. Dabei spielen neben der reinen Nutzungsdauer auch die Art und Weise der Nutzung sowie die Einstellung der Nutzer*innen zu digitalen Medien eine Rolle. Eine Herausforderung in diesem Kontext stellt die Auswahl geeigneter Verfahren dar, um die Nutzung digitaler Medien verlässlich zu erheben. Neben verbreiteten Methoden der Selbsteinschätzung bietet die moderne Technik auch Möglichkeiten für die objektive Erfassung von Nutzungsdaten.

In diesem Beitrag sollen zwei durchgeführte Studien zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen psychischer Gesundheit und Mediennutzung im Nachwuchsleistungssport vorgestellt werden. In einer Querschnittsstudie wurde zunächst die Gesamtnutzungsdauer digitaler Medien sowie die tägliche Nutzungszeit der gängigsten sozialen Medien (z.B. Instagram, TikTok) mit Hilfe von Selbstauskunfts-Items erhoben. Außerdem wurden die Symptome der Sucht nach digitalen Medien mit einer angepassten Version der kognitiv-behavioralen Skala der Gaming Disorder Scale for Adolescents (Paschke et al., 2020) gemessen. Um Zusammenhänge mit der psychischen Gesundheit und dem Schlafverhalten zu untersuchen wurden außerdem eine Kurzform der Depression Anxiety and Stress Scale (Lovibond & Lovibond, 1995; Nilges & Essau, 2015), die Positive Mental Health Scale (Lukat et al., 2016), eine Kurzversion des Eating Disorder Examinations-Questionnaire für Kinder (Kliem et al., 2017) sowie der Pittburgh Sleep Quality Index (Buysse et al., 1989) verwendet. Außerdem wurde die Physical Appearance Comparison Scale (Mölbert et al., 2017, Thompson et al., 1991) verwendet, um das Ausmaß an sozialem Vergleich zu erfassen. In einer zweiten längsschnittlich angelegten Studie sollten diese Daten um eine objektive App-basierte Tracking-Methode ergänzt werden. Android-Nutzer*innen unter den Teilnehmer*innen nutzten dabei die Anwendung App Usage, die eine detaillierte Verfolgung verschiedener Nutzungsparameter ermöglicht. Die Smartphone-Nutzung von iOS-Nutzer*innen musste aufgrund von Kompatibilitätsproblemen über die Anwendung Bildschirmzeit gemessen werden. Die Nutzungszeiten wurden für die vier beliebtesten Anwendungen (TikTok, Instagram, Snapchat, Messenger) extrahiert.

Die Erfassung der Nutzung digitaler Medien auf Grundlage von Selbstauskünften wurde wegen mangelnder Validität und Reliabilität zuletzt kritisiert. Die Methode des App-basierten Trackings erwies sich jedoch als äußerst ressourcen- und zeitintensiv. Komplikationen traten weiterhin bei der Kompatibilität von Anwendungen und den Betriebssystemen der Smartphones auf. Das hatte Auswirkungen auf die Tiefe der Nutzungsdaten und den Anteil an fehlenden Daten. Die Nutzungsdaten, die auf Tracking-Anwendungen basieren, sind gut geeignet, um quantitative Aspekte der Smartphone-Nutzung zu messen. Sie bieten allerdings keine vertieften Informationen darüber, für welche Aktivitäten die Teilnehmer die einzelnen Anwendungen nutzen. Die elektronische Messung von Nutzungsdaten ist trotz ihrer vielen Vorteile auch mit Einschränkungen und Herausforderungen verbunden.

 

Analyse, Auswertung und Einordnung des Nutzungsverhaltens digitaler Medien im (Nachwuchs-) Leistungssport

Radha Fiedler, Tim Birnkraut, Michael Kellmann, Jahan Heidari
Ruhr-Universität Bochum

Digitale Medien nehmen im Leben junger Athlet*innen eine wichtige Rolle ein. Während sie mit vielfältigen Vorteilen verbunden sind, wurden sie auch mit Einschränkungen des mentalen Wohlbefindens in Verbindung gebracht. Insbesondere der Schlaf kann von der Nutzung digitaler Medien durch physiologische, behaviorale und emotionale Prozesse beeinträchtigt werden (Twenge et al., 2017). Zudem wird durch digitale Medien sozialer Vergleich gefördert, der zu Selbstabwertung führen kann. Da junge Athlet*innen mit Mehrfachanforderungen konfrontiert sind (z.B. Schule, Training, Freunde), können sie anfälliger für stressbezogene Einschränkungen der mentalen Gesundheit sein (Nixdorf et al., 2016). Eine Balance zwischen Belastung und Erholung ist essenziell, um die physische und psychische Gesundheit, sowie die sportliche Leistung zu erhalten (Kellmann et al., 2018).

Der Zusammenhang zwischen mentaler Gesundheit und Mediennutzung wurde mit zwei Studien gemessen, die in diesem Beitrag vorgestellt werden. In einer Querschnittstudie mit N=591 jugendlichen Athlet*innen wurden selbstberichtete Mediennutzung, Schlaf, sozialer Vergleich, negative Emotionalität und problematisches Essverhalten erhoben. Mittels Strukturgleichungsmodell wurde der Zusammenhang digitaler Medien mit der mentalen Gesundheit und ihre Interaktion mit dem Leistungsniveau untersucht. Schlaf und sozialer Vergleich wurden als Mediatoren aufgenommen. Die zweite Studie implementierte eine app-basierte Erhebung der Nutzungsdaten als objektives Maß für Mediennutzung. Über zwei Wochen wurden intraindividuelle und interindividuelle Zusammenhänge zwischen Nutzung sozialer Netzwerke mit Schlaf, Stimmung, Belastung und Erholung beobachtet und mit einem Mehrebenenmodell analysiert. In der ersten Studie sagten die Nutzung digitaler Medien Emotionalität und problematisches Essverhalten vorher. Schlaf und sozialer Vergleich mediierten diesen Zusammenhang. Mediennutzung hatte einen stärkeren negativen Effekt bei Athlet*innen auf einem hohen als auf einem niedrigen Leistungsniveau. In der zweiten Studie zeigte sich ein interindividueller negativer Zusammenhang zwischen der Nutzung von Instagram und der Stimmung. Intraindividuell war die Nutzung von TikTok am Vortag mit schlechterem Schlaf und Erholung sowie einer höheren Belastung verbunden. Keine signifikanten Effekte zeigten sich für WhatsApp und Snapchat. Die Effektstärken des Zusammenhangs digitaler Mediennutzung und mentaler Gesundheit waren in beiden Studien klein bis moderat (β=.10-.43).

Die Ergebnisse implizieren, dass Sucht nach sozialen Medien sowie ihre Nutzungsdauer mit einer Verschlechterung des Schlafes bei jungen Athlet*innen zusammenhängt. In der ersten Studie stieg das Ausmaß dieser negativen Effekte mit zunehmendem Leistungsniveau. Sozialer Vergleich mediierte den Zusammenhang digitaler Medien mit schlechterer Stimmung und problematischem Essverhalten. Athlet*innen auf einem höheren Leistungsniveau zeigten einen höheren sozialen Vergleich und eine längere Nutzung von Instagram. Sozialer Vergleich und Schlaf könnten daher relevante Ansatzpunkte bei Athlet*innen sein. Mögliche kognitiv-behaviorale Methoden für eine Intervention sind eine Begrenzung der Bildschirmzeit, kognitive Neubewertung oder Psychoedukation.

 

Psychoedukative Ansätze für das Erholungsmanagement im (Nachwuchs-) Leistungssport

Lisa Kullik, Asja Kiel, Radha Fiedler, Tim Birnkraut, Michael Kellmann
Ruhr-Universität Bochum

Das Ziel der Psychoedukation ist es, Informationen und Fähigkeiten zu einem bestimmten Thema zu vermitteln, um die Identifikation, das Verständnis sowie die Bewältigung von Problemen zu ermöglichen und zu einer Verbesserung der mentalen Gesundheit beizutragen (Goldman, 1988). Je nach Gegebenheiten kann Psychoedukation im Einzel- oder Gruppensetting stattfinden (Stillman et al., 2016). Auch im Erholungsmanagement von Athlet*innen spielen psychoedukative Ansätze eine wichtige Rolle. Diese fokussieren sich darauf, Athlet*innen dabei zu unterstützen, mentale und emotionale Herausforderungen zu bewältigen, die im Zusammenhang mit sportlicher Belastung und Erholung auftreten können (Harris et al., 2003). Übergeordnete Themen sind dabei Stressmanagement, Entspannungstechniken, Selbstreflexion, Schlaf- und Erholungsmanagement und Ernährungsbildung. Neben der Befähigung der Athlet*innen selbst, stellt die Sensibilisierung der Trainer*innen zum Thema Erholungsmanagement ein weiteres Ziel dar.

Psychoedukation im Hinblick auf die Erarbeitung von schlaf- und erholungsfördernden Routinen und die Implementation von Schlafhygieneregeln stellt einen essenziellen Ansatz für die Optimierung der Schlafqualität dar (Hof zum Berge et al., 2020). Beispielsweise berichteten Driller et al. (2019) über verbesserte Schlafparameter in Folge einer individualisierten Schlafhygiene-Intervention, die auf einem mehrwöchigen Monitoring aufbaute. Ein wichtiger Leitsatz ist es, die Verhaltensanpassungen möglichst simpel zu halten, damit sie für Athlet*innen praktikabel und umsetzbar sind (Caia et al., 2018). Schlafhygiene kann dabei als eine Reihe von verhaltens- und umgebungsbezogenen Empfehlungen verstanden werden, um erholsamen und adäquaten Schlaf zu fördern (Irish et al., 2015). Diese umfassen unter anderem Hinweise bezüglich des Koffeinkonsums, der Gestaltung der Schlafumgebung, Naps am Tag sowie hinsichtlich der Schlaf-Wach-Phasen (Caia et al., 2018; Irish et al., 2015).

Ein weiterer Fokus soll auf der Psychoedukation im Hinblick auf Sozialen Vergleich auf digitalen Medien liegen. Dazu wurde in Workshops mit Nachwuchsleistungssportler*innen eine Intervention mit Anlehnung an das transaktionale Stressmodell (Lazarus & Folkman, 1984) durchgeführt. Ziel war es, den Teilnehmer*innen neben Wissen über ablaufende kognitive Prozesse auch eine gesundheitsbewusste Kompetenz im Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln.

Im abschließenden Beitrag sollen auf Basis der zuvor präsentierten Studien im (Nachwuchs-) Leistungssport Konzepte für die Psychoedukation im Rahmen des Erholungsmanagements dargestellt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei vor allen Dingen auf der Optimierung des Schlafmanagements sowie dem Nutzungsverhalten digitaler Medien.